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Einige Banken könnten nach dem Ende der großen Geldschwemme Probleme bekommen.

Foto: APA/Ebner

Frankfurt/Paris - In zwei Tagen schlägt für die Banken in der Euro-Zone die Stunde der Wahrheit: Am Donnerstag müssen die Geldhäuser der Europäischen Zentralbank (EZB) insgesamt 442 Milliarden Euro zurück überweisen, die sie sich vor einem Jahr bei der Notenbank geliehen hatten. Während in den Instituten in ganz Europa angesichts der schwierigen Lage der Banken in den Schuldenländern Griechenland, Portugal und Spanien die Spannung vor dem größten Zahltag in der Geschichte der Währungsunion steigt, versuchte Frankreichs Zentralbankchef Christian Noyer am Dienstag die Gemüter zu beruhigen.

"Die EZB wird tun was notwendig ist um sicherzustellen, dass es nicht zu einem Liquiditätsengpass kommt", sagte Noyer dem Radiosender Europe 1. Ähnlich hatte sich bereits am Freitag Österreichs Notenbankgouverneur Ewald Nowotny geäußert. Doch die Akteure an den Finanzmärkten trauen den Beruhigungspillen der Zentralbanker offenbar nicht so ganz: Die Zinsen am Geldmarkt kletterten in den vergangenen Tagen auf Werte, wie sie zuletzt vor mehr als acht Monaten berechnet wurden. Und an den Aktienmärkten gingen die Kurse bergab. Der Dax notierte beispielsweise am Dienstagmittag 2,2 Prozent schwächer.

Nach der Geldschwemme

Dass einige Banken nach dem Ende der großen Geldschwemme Probleme bekommen könnten, wollte auch Noyer am Dienstag nicht ganz ausschließen. Die EZB habe jedoch dafür gesorgt, dass sich alle Institute jederzeit ausreichend refinanzieren können. "Da kommen nun durchaus Liquiditätssorgen auf, auch wenn eigentlich gut vorgesorgt ist", sagte ein Händler. Denn um Refinanzierungsprobleme zu vermeiden, hat die Notenbank extra ein Sicherheitsnetz gespannt: Die Banken bekommen diese Woche die Möglichkeit, sich erneut unbegrenzt Geld zum Leitzins von einem Prozent zu leihen - allerdings nur noch für drei Monate. Zudem hat Zentralbankchef Jean-Claude Trichet mit einer auf sechs Tage angelegten Feinsteuerungsoperation eine weitere Sicherheitsleine ausgelegt: Hier können sich die Banken zumindest kurzfristig mit frischem Geld versorgen, um die Klippe am 1. Juli zu umschiffen.

Viele Banken, insbesondere die potenziell vor einem Liquiditätsengpass stehenden Institute in Südeuropa, dürften zugreifen. Nach Medienberichten sollen Banken aus Spanien die EZB sogar zu einer Neuauflage des 12-Monats-Geschäfts gedrängt haben. Die Lage ist also angespannt und der Geldbedarf hoch. Wie aus einer Reuters-Umfrage hervorgeht, erwarten Geldmarkthändler, dass die Banken alleine beim Dreimonatsgeschäft am Mittwoch mehr als 200 Milliarden Euro bei der EZB ordern - also fast die Hälfte der Summe, die sie einen Tag später bei der Notenbank einzahlen müssen.

Neben der Nervosität ob der Refinanzierung über die EZB, zeigt sich der Euro zeigt sich auch belastet von Konjunktursorgen. Neue Daten weisen darauf hin, dass China als Konjunkturlokomotive an Schwung verliert. Am späten Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,2160 Dollar und damit gut einen Cent weniger als im frühen Handel. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,2198 (Montag: 1,2339) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8198 (0,8104) Euro.

"Die Risikoscheu der Investoren gewinnt wieder die Oberhand", begründete Devisenexpertin Viola Storck von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) die neuerliche Schwäche des Euro. Mit Kursverlusten von über zwei Cent seit Wochenbeginn hat der Euro seine Erholung der vergangenen Woche mehr als eingebüßt. "Die Zeichen für den Euro stehen nicht gut, nachdem er wieder unter die technisch wichtige Marke von 1,22 Dollar gefallen ist", sagte Storck. (APA/Reuters/red)