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Auf die richtige Farbe kommt es an.

Foto: APA/EPA/Paul Hilton

Die Spielregeln sind einfach: 1. sei weiß, 2. sprich nicht chinesisch, sprich am besten gar nicht, außer du wirst gefragt und 3. wirke so, als ob du gerade aus einem Flugzeug gehetzt wärst. Ob für einen Tag, eine Woche oder gar einige Monate - chinesische Firmen sind mitunter gewillt, hellhäutige Ausländer zu stattlichen Preisen zu "mieten", um geschäftlich erfolgreich zu sein. Das Konzept ist einfach. Ein westlicher "Geschäftspartner" gilt als gebildet, erfolgreich und kompetent, der Chinese an seiner Seite beeindruckt, denn der hat offenbar die besten Kontakte nach Übersee. Erfolg durch Kosmetik. Zu tun haben die angeheuerten, Fake-Anzugträger nicht viel: "Es reicht, wenn sie herumhängen - wichtig ist nur ihr Gesicht", wie CNN berichtet.

Jonathan Zatkin ist einer von den Gemieteten. Er passt in das Beuteschema der gewieften Chinesen, denn meistens sind die "Beschäftigten" arbeitslose Schauspieler, Models oder Teilzeit-Lehrer, die ihre Brieftasche ein wenig auffetten wollen. Zatkin fragte nicht lange,als er umgerechnet 300 Dollar erhielt, flog mit ein paar russischen Models in ein Kaff in der chinesischen Provinz Henan und hielt dort die Eröffnungsrede für einen Juwelierladen. Unter großen Brimborium habe der amerikanische Schauspieler mit dem Bürgermeister auf der Bühne gestanden und über seine wertvollen Erfahrungen mit dem Unternehmen und China während der letzten zehn Jahre gefachsimpelt, zitiert CNN den vermeintlichen Geschäftspartner. Der weiße Mann schindete Eindruck bei den Behörden und hatte seine Aufgabe erfüllt.

Doch die Sache kann auch schiefgehen, wie das Bespiel von Brad Smith zeigt. Smith ist sein Deckname, auch er ist wie Zatkin Schauspieler, fürchtet aber keinen richtigen Job mehr zu bekommen, wenn er seine Identität preisgibt. Macht weiter nichts, denn seine chinesischen Partner geben ihm sowieso immer neue Namen. "Ich glaube, heute heiße ich Lawrence", sagt er laut CNN, "werde Architekt aus New York sein und den lokalen Behörden Pläne für ein Museum vorlegen." Ein leichtes Spiel im Vergleich zu der "Panne" vor eineinhalb Jahren. Damals arbeitete er einige Monate für eine Finanzgruppe aus Xi'an in Westchina. Was er nicht wusste: Das Unternehmen hatte seine Kunden um Millionen betrogen und die Behörden wollten ihn dafür haftbar machen. Smith: "Ich konnte mich nicht einmal mehr an den Namen der Firma erinnern. Seitdem benutze ich meinen richtigen Pass nicht mehr und mache nur kleinere Gigs, die sind weniger gefährlich." Ein paar Stunden am Fenster eines Unternehmens zu sitzen beispielsweise, Passanten und Kunden seien beeindruckt.

Aber auch Frauen sind ein "heißer Rohstoff" (CNN), manchmal bloß, um die Telefonfreundin zu mimen, manchmal für härtere Kost, wie der Fall Vicky Mohieddeen zeigt. Als Ölmagnatin für umgerechnet 40 Dollar Gage brillierte sie auf einer internationalen Konferenz in Shangdong mit: "Yeah, wir haben eine Menge Öl in Schottland." (Sigrid Schamall)