Karl Kraus (1874-1936) sprach einmal vom "hiesigen Menschenschlag, geschaffen, durch Schaden dumm zu werden".

Nun, die Funktionäre der Kärntner ÖVP haben soeben bei ihrem Parteitag einen Herrn Josef Martinz, der getrost als Mittäter beim Herunterwirtschaften der Kärntner Hypo bezeichnet werden kann, mit 90 Prozent wiedergewählt. Martinz hat sich seinerzeit mit Haut und Haar an Jörg Haider verkauft, jeden kostspieligen Blödsinn mitgemacht und noch einen draufgelegt: Sein persönlicher Steuerberater Dietrich Birnbacher wurde für zunächst zwölf, dann kulanterweise sechs Millionen Euro mit der Erstellung eines Gutachtens zur Hypo beauftragt. Das sechsseitige Ding enthält Juwelen der Beratungskunst wie: "Über die Philosophie von Wertberichtigungen kann man trefflich streiten." Der Verdacht der Parteienfinanzierung steht im Raum.

Am Parteitag hatte Herr Martinz sogar einen Gegenkandidaten, der auf all das hinwies und der ÖVP empfahl, den Pakt mit der Haider-Partei (jetzt: FPK) aufzukündigen. Doch Herr Martinz will sich weiter an diese Bankrotteur-Partie ketten - und wurde mit 90 Prozent wiedergewählt.

Durch Schaden dumm? Sagen wir: unfähig zur Erneuerung. Desorientiert. Dem schlimmsten Klischee über die Kärntner entsprechend. Und: Sind das nur ÖVP-Funktionäre (immerhin ein paar hundert), die sich das alles gefallen lassen? Oder ganz Kärnten? (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 29.6.2010)