Vom Comer See hat sich der Staat bereits getrennt.

Foto: Standard

Rom - Berühmte Dolomitenberge wie die Tofanagruppe bei Cortina könnten schon bald den Besitzer wechseln. Der italienische Staat hat eine Liste von 11.000 Gütern erstellt, die im Zuge der Föderalisiserung an Regionen, Provinzen und Gemeinden abgetreten werden sollen. Darunter befinden sich der Strand des Lido von Venedig, das Staatsarchiv in Triest, die aufgelassene Bahnstrecke Rom-Neapel, der Palazzo di Normanni in Palermo, die Inseln La Maddalena und Caprera, der Hafen von Ostia, die Villa Gregoriana in Tivoli und Villa Giulia in Rom, die das etruskische Museum beherbergt.

Der Gesamtwert der angebotenen Staatsgüter wird auf rund drei Milliarden Euro geschätzt. Um kostenlos in ihren Besitz zu gelangen, müssen Regionen oder Gemeinden einen detaillierten Nutzungsplan vorlegen. Bei einem eventuellen Verkauf der Güter muss der Ertrag zum Abbau des Defizits verwendet werden, ein Viertel kassiert der Staat.

Luca Zaia, Präsident der Region Venetien, sprach von einem "Schritt in die richtige Richtung". Es sei "positiv, dass die Dolomiten jenen gehören, die dort wohnen". Denkmalschutz-Experte Salvatore Settis warnte dagegen, es handle sich nur um "den ersten Schritt zu einer hemmungslosen Kommerzialisierung wertvoller Kulturgüter und Naturschönheiten". In der ersten Phase der Föderalismusreform wurden zahlreiche Besitztümer an die Regionen abgetreten, darunter der Garda- und Comer See und den Lago Maggiore. (Gerhard Mumelter aus Rom, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.6.2010