Die Grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig wagt derzeit noch keine Prognosen, ob Alexander Van der Bellen bei seinem Vorzugsstimmenwahlkampf in Wien reüssieren wird. Bei Nationalrats-Wahlkämpfen habe er immer sehr erfolgreich Vorzugsstimmen gesammelt, so Glawischnig. Bezüglich der Querelen in einzelnen Bezirksorganisationen versichert sie der Wiener Parteichefin Maria Vassilakou ihr "vollstes Vertrauen", dass diese "die Probleme lösen kann". Die kämpferische Devise der derzeit nicht erfolgsverwöhnten Grünen: "Noch ist nichts verloren."

Verlust eines Bezirks: "sicher bitter"

Konkret krachte es in der Josefstadt, wo der grüne Bezirksvorsteher Heribert Rahdjian abgesägt wurde. In Mariahilf werden nach einer Parteispaltung gleich zwei grüne Fraktionen antreten. Mariahilf sehen die Wiener Grünen eigentlich als Hoffnungsbezirk - doch nun könnte ebenso gut die Josefstadt, die erst 2005 als zweiter Bezirk grün eingefärbt wurde, wieder verloren gehen. Der Verlust eines Bezirkes wäre "sicher bitter", sagt Glawischnig. Umgekehrt sieht sie aber in einigen Bezirken "intakte Chancen" auf einen zusätzlichen Grünen Bezirkschef.

Als Wahlziele nennt Glawischnig einen Stimmenzuwachs - "ich freue mich über jedes Plus" - und das Brechen der absoluten Mehrheit der SPÖ. Vehikel soll ihr Vorgänger an der Parteispitze sein. Der 66-jährige Van der Bellen ist ihrer Ansicht nach ein "ganz wunderbares Angebot" für grünaffine Wähler, auch aus der bürgerlichen oder roten Ecke. "Er steht für Kompetenz, gerade in Zeiten der Krise für Wirtschaftskompetenz. Für Kompromissfähigkeit, für Regierungsfähigkeit, für Vernunft." Nicht, dass man der Spitzenkandidatin Vassilakou all das nicht attestierte - Glawischnig beeilt sich zu betonen, dass in Wien ja auf zwei Ebenen (in Land und Wahlkreis) Vorzugsstimmen vergeben werden können: "Ich wünsche mir, dass die Menschen zwei Mal V ankreuzen."

Keine Grüne Krise

"Beflügelt" werden soll das Ergebnis in Wien von der vorangehenden Wahl in der Steiermark. Dort nämlich, vor allem in Graz, sei die Stimmung "exzellent", berichtet Glawischnig. Für die Grüne Mark rechnet sie auf jeden Fall mit einem Plus vor dem Ergebnis. Wie die Bundessprecherin, die unlängst einräumte, dass die Grünen derzeit stagnieren, überhaupt nicht zu viel von einer Grünen Krise sprechen will. Bei der Landtagswahl im Burgenland habe man auch "ausgesprochenes Pech" gehabt, blickt sie zurück. Umgekehrt sieht sie derzeit ein "window of opportunity" für Ökologie-Themen (Stichwort: Ölpest) und möchte über den Sommer mit stärkerem Einsatz als ursprünglich geplant die "Raus aus Öl"-Kampagne forcieren.

Über Konsequenzen auf Bundesebene im Falle von Wahlschlappen im Herbst will Glawischnig nicht reden. "Vor einem Spiel schon darüber nachzudenken, was ich tue, wenn ich verloren habe, das mache ich nicht." (APA)