Graz - Im Grazer Straflandesgericht ist am Montag der Prozess um die Leasing-Affäre der Hypo-Steiermark fortgesetzt worden. Zwei frühere Manager müssen sich wegen Untreue vor einem Schöffensenat (Vorsitz: Helmut Wlasak) verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, riskante Geschäfte vor allem im süd- und osteuropäischen Raum betrieben und einen Schaden von 40,5 Mio. Euro verursacht zu haben. Für den zwölften Verhandlungstag waren erneut Zeugen geladen.

Nasch fast einem Monat Pause ging der Prozess weiter. Das Zuschauerinteresse ist längst erloschen, doch Staatsanwalt Wolfgang Redtenbacher lauerte mit ungebrochenem Elan auf Möglichkeiten, beim Endlos-Fragespiel des Richters einzuhaken. Gutachter Fritz Kleiner war gar nicht mehr anwesend, die beiden Verteidiger hielten sich mit kleinen Scherzen selbst bei Laune.

"Nicht schuldig"

An den ersten elf Verhandlungstagen sind die beiden Beschuldigten bereits ausführlich befragt worden. Beide hatten erklärt, sie würden sich nicht schuldig fühlen. Die meiste Zeit ging es bisher um die Überprüfung der Leasingnehmer und die Bewilligung der Verträge. Als Zeugin war nun eine ehemalige Mitarbeiterin, die zuletzt ebenfalls Prokuristin war, geladen. Sie gab an, man hätte auf jeden Fall mehr Personal gebraucht, sowohl im Mahnwesen als auch beispielsweise in der Buchhaltung. Dem angeklagten Ex-Geschäftsführer stellte sie nur das beste Zeugnis aus: "Er war ein Arbeitstier und hat nie oberflächlich gearbeitet."

Sie war auch zuständig für die Kroatien-Geschäfte samt Leasingverträgen. Da lag es auf der Hand, das es wieder einmal um die Bonitätsprüfung ging. Die Zeugin erklärte, es habe durchaus Fälle gegeben, bei denen sie einen Leasingantrag ablehnte. Das sei dann aber ihre Entscheidung gewesen, der ehemalige Geschäftsführer habe nicht interveniert.

Das Mahnwesen sei etwas anders gewesen als in Österreich, so die Zeugin. Sie sei selbst oft nach Kroatien gefahren um säumige Zahler zu mahnen, die dann zumindest kleinere Beträge bezahlt hätten. Das Geld kassierte sie mitunter gleich in bar. "Ein charmanter Besuch bringt also Kohle?", fragte Richter Helut Wlasak. "Ich kann Ihnen versichern, dass es kein charmanter Besuch war", entgegnete die Befragte.

In den nächsten Tagen sollen die Innenrevisoren und die Wirtschaftsprüfer als Zeugen gehört werden. Der Prozess wird morgen, Dienstag, um 9.00 Uhr fortgesetzt. (APA)