Vielleicht ist CB irgendeine japanische Abkürzung für Fahrschule oder Fahrschul-Moped - ich kann ja kein Japanisch. Aber die CBs haben früher zum Fahrschul-Inventar gehört wie der Kaffeeautomat und die Machosprüche der Fahrlehrer.

Mit einer CB 500 stieg man früher in die Motorradwelt ein, um über eine CBR zu einer MV Agusta aufzusteigen, wie sich Jugendliche von C&A über H&M zu D&G hocharbeiten.

Foto: Gabriele Gluschitsch

Vor sechs Jahren kamen die CBFs. Eine 500er und eine 600er. Auch die fanden sich dann zu Hauf unter den Hintern von Fahrschülern wieder. Erst als Schulmoped, dann auch als Eigenerwerb. Für die 600er nahm Honda den CBR Motor, zog ihm die Zähne und bettete ihn in Watte. Fertig war der Verkaufserfolg. Ein Allround-Motorrad, das auf Supersport-Gene zurückblicken kann und selbst sanft ist wie Massagedüsen in einer billigeren Kur-Therme.

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Die Idee war so gut, dass Honda im 1000er-Segment bald das gleiche versuchte: CBR-Motor her, PS weg und ein Radl rundherum gebaut, das niemandem weh tut. Und auch 2006 ging die Rechnung mit der CBF1000 auf. Mit einem ähnlichen Schmäh brachte Yamaha seine FZs an den Mann. FZ6, Fazer, FZ1 wurden durch kupierte R-Motoren angetrieben.

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Vor zwei Jahren kam dann die CB1000R - der direkte Gegner für die nackte FZ1. Die CB1000R hatte im Gegensatz zur CBF1000 aber ein wenig Sport mit verpackt bekommen.

Die elendslangen Angstnippel auf den Fußrasten an einem Nachmittag zusammenzuschleifen machte 2008 mehr Spaß, als noch 2007 bei Honda für den verbogenen Rahmen der CBF1000 geradestehen.

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Heuer ist eine neue CB in die Geschäfte gekommen und hat gleich für Verwirrung gesorgt. Die CBF1000F füllt die Lücke zwischen CBF1000 und CB1000R, erklärt Honda das neue Modell. Und damit sind die auftauchenden Fragen „Gibt es die CBF1000 und die CB1000R weiterhin?" geklärt. Ja! Anscheinend war zwischen den beiden Radeln noch eine Lücke. Noch dazu eine, die es zu füllen gab.

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Wieder kommt ein runterg‘buchster CBR-Motor zum Vortreiben ins Chassis: Diesmal verdichtet er mit 11,2:1 statt mit 11,0:1 wie bei der normalen CBF, oder 12,3:1 wie bei der CBR. Von den 170 Fireblade-PS sind auch nur mehr 107 übrig geblieben. Dafür verbraucht die CBF1000F um sieben Prozent weniger als die leistungsschwächere CBF1000.

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Wir sehen also schon, in welchem Segment wir uns bewegen: Keinen Supersport-Fahrer interessiert, wieviel Sprit seine Reiben in drei Runden auf der Rennstrecke säuft, Hauptsache sie ist schnell.

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Spritspar-Argumente beim Motorradkauf sind demnach so sexy wie Leoparden-Unterhosen mit einem abgegriffenen Eingriff. Aber so lange es eine Zielgruppe gibt, wird dafür auch produziert.

Die Zielgruppe für die CBF1000F sollen Wiedereinsteiger und Aufsteiger aus dem 600er-Segment sein. Für die Wiedereinsteiger gilt: Viel Hubraum, scharfe Optik, über 100 PS, eine aufrechte Sitzposition und ein Motorrad, das leichter zu bedienen ist als eine Wasserpipen: Hahn auf und los geht‘s.

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Die Aufsteiger denken kaum anders, obwohl dort vermutlich die scharfe Optik mehr zählt als die aufrechte Sitzposition. Zufrieden werden beide sein. Und sie werden mit der neuen, edlen Maske, die Anleihen bei der 600er-CBR nimmt, auch gerne das Sportargument ins Rennen werfen.

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In Wirklichkeit ist die CBF1000F aber nicht sportlich. Sie ist handlich, bequem, schaut gut aus und ist damit ein echter Allrounder. Das beweist sie auch mit der Sitzhöhe, die in drei Stufen verstellt werden kann. In vier Stellungen, einfach über einen Handgriff, lässt sich die Scheibe der Halbverkleidung arretieren. Combined ABS ist serienmäßig verbaut.

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Um 12.690 Euro hat man aber alles, wonach das Motorradherz schlägt. Von der einwöchigen Tour - Koffer gibt es im Zubehör - bis zu ein paar flotten Ringrunden macht die Honda alles mit - aber ohne irgendwo auch nur einen Kelch zu holen - wie es sich für einen Allrounder gehört.

Wir brauchen uns also nicht wundern, wenn wir sie demnächst gehäuft von einer gelben Fahrschul-Jacke pilotiert sehen.(Guido Gluschitsch/Fotos: Gabriele Gluschitsch)

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