Nach mehreren gescheiterten Versuchen will Russland der "Financial Times Deutschland" zufolge nun über das deutsche Bundeskanzleramt Zugriff auf den Chipkonzern Infineon bekommen. Präsident Dmitri Medwedew und Regierungschef Wladimir Putin haben nach Informationen der Zeitung (Montagausgabe) in Gesprächen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) insistiert, dass der russische Mischkonzern Sistema bei Infineon mit 29 Prozent einsteigen darf.

Vermittlung

Das Kanzleramt habe sich daraufhin bereiterklärt, als Vermittler aufzutreten, berichtet die "FTD". Merkel habe das Ansinnen grundsätzlich positiv aufgenommen und zugesichert, Gespräche mit dem Konzern erleichtern zu wollen. Die Kanzlerin habe ihren Wirtschaftsberater Jens Weidmann beauftragt, die Lage bei Infineon zu sondieren. "Druck werden wir aber nicht aufbauen", versicherte ein Regierungsvertreter, so die FTD. Ein Sprecher von Infineon sagte am Sonntag in München: "Es gibt keine Gespräche zwischen Infineon und Sistema."

Nach den Zeitungsinformationen wird bei Infineon vermutet, dass für die Russen vor allem Pass- und Verschlüsselungstechniken des Halbleiter-Unternehmens interessant sind, die sich auch militärisch nutzen ließen.

Vorgeschichte

Die Russen werben seit Jahren um den DAX-Konzern mit 25,000 Beschäftigten und zuletzt drei Milliarden Euro Jahresumsatz. Schon im Mai 2008 hatte Sistema Interesse an Infineon bekundet. Bekanntgeworden war Sistema in Deutschland vor allem durch den Versuch, bei der Deutschen Telekom einzusteigen. Wie bisher bei Infineon kam Sistema bei der Telekom aber nicht zum Zuge. (APA)