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Europameister Spanien hat nach holprigem Start das Achtelfinale erreicht und das als Gruppensieger.

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Die Schweiz muss die Heimreise antreten.

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Pretoria/Bloemfontein - Spanien hat dem Druck standgehalten. Der Europameister behielt am Freitag im alles entscheidenden dritten Gruppenspiel gegen Chile die Nerven und zog mit einem 2:1 (1:0) noch als Gruppensieger ins WM-Achtelfinale ein. Dort trifft der Mitfavorit am Dienstagabend auf Portugal. Die Tore in Pretoria erzielten David Villa (24.) und Andres Iniesta (37.) bzw. Rodrigo Millar (47.). Auch die Chilenen zitterten sich in die K.o.-Phase, weil die Schweiz im Parallelspiel gegen Honduras nicht über ein torloses Remis hinauskam.

Die Eidgenossen agierten in Bloemfontein gegen Honduras ideenlosen und offensivschwach und boten deutlich zu wenig. Aufgrund des Ergebnisses im Parallelspiel hätten die Schweizer mit zwei Toren Differenz gewinnen müssen.

Villa-Schupfer

Mit einer Gelb-Roten Karte für Marco Estrada hatten sich die Chilenen selbst geschwächt (37.), der Führung durch Villa war ein unnötiger Ausflug von Claudio Bravo vorausgegangen. Der Chile-Keeper klärte einen Ball außerhalb des Strafraums direkt zum EM-Schützenkönig von 2008, der den Ball mit viel Übersicht zu seinem dritten Turniertreffer ins leere Tor hob. Villa führt damit in der WM-Torschützenliste ex aequo mit dem Argentinier Gonzalo Higuain und dem Slowaken Robert Vittek.

Iniesta, der nach überstandenen muskulären Problemen ins Team zurückgekehrt war, legte noch vor der Pause mit einem trockenen Schuss von knapp innerhalb des Strafraums den 100. Treffer dieser WM nach. In derselben Aktion flog Estrada vom Platz, weil ihm Spaniens Stürmerstar Fernando Torres vor die Beine gelaufen war. Der Mittelfeldspieler war allerdings zuvor bereits mit mehreren harten Attacken aufgefallen. Den Anschlusstreffer brachte in numerischer Unterlegenheit ein abgefälschter Schuss des erst zur Pause eingewechselten Millar.

Chiles Teamchef Marcelo Bielsa hatte auf den nicht völlig fitten Topangreifer Humberto Suazo verzichtet. Dennoch hatten die Südamerikaner die Spanier mit ihrem Pressing in der Anfangsphase nicht zur Entfaltung kommen lassen, waren die gefährlichere Mannschaft. Nach schöner Kombination schoss Mark Gonzalez einen Querpass von Jean Beausejour in die Wolken (10.), einen Heber von Jungstar Alexis Sanchez tippte Spanien-Keeper Iker Casillas in den Corner (14.). Ein von Gerard Pique abgefälschter Schuss von Beausejour ging ins Außennetz (34.).

Meister der Effektivität

Die Spanier erwiesen sich dagegen als Meister der Effektivität, machten aus zwei Großchancen vor der Pause ebenso viele Treffer. Villa hält in 61 Länderspielen bereits bei 41 Toren. In den vergangenen acht Spielen im diesmal dunkelblauen Trikot von "La Roja" hat der neue Stürmer des FC Barcelona ebenso oft getroffen. Nach seinem Doppelpack gegen Honduras (2:0) hatte allerdings noch Villas auch nachträglich nicht geahndete Tätlichkeit gegen einen Gegenspieler die Schlagzeilen bestimmt.

Im Vergleich zum Honduras-Spiel hatte Teamchef Vicente del Bosque seine Startformation wie erwartet nur an einer Position verändert. Iniesta brachte anstelle von Jesus Navas die erhoffte Kreativität im Mittelfeld, nach der Pause ließ das in den ersten 45 Minuten enorm hohe Tempo aber etwas nach. Kurz nach dem Anschlusstreffer von Millar prüfte Villa noch einmal Blanco (50.), danach waren auch Leerläufe dabei. In der Schlussphase verwalteten beide Teams das Ergebnis, das beiden zum Aufstieg reichte.

Spanien hat damit seit 1986 bereits siebenmal in Folge sein abschließendes WM-Gruppenspiel gewonnen. Zu mehr als dem Viertelfinale hat es für die Iberer aber nie gereicht. Die Chilenen kassierten zwar im 15. Spiel als erste südamerikanische Mannschaft bei diesem Turnier eine Niederlage, zogen aber wie schon 1998 ins Achtelfinale ein. Dort wartet nun Rekordweltmeister Brasilien.

Schweizer in Offensive ziemlich harmlos

In den ersten WM-Spielen hatte die Schweiz ausschließlich defensiv überzeugt. Gegen Honduras war man aber offensiv gefordert. An dieser Aufgabe zerschellte die Truppe von Ottmar Hitzfeld. Die Honduraner hielten mit Leidenschaft dagegen und fanden zahlreiche hochkarätige Konterchancen vor, als Belohnung gab es immerhin den ersten Punkt. Dadurch vermied Honduras, als erstes WM-Team seit Saudi-Arabien 2002 ohne Punkt und Tor nach Hause fahren zu müssen.

Hitzfeld entschied sich, größtenteils jener Elf das Vertrauen zu schenken, die Spanien sensationell bezwungen hatte. Das bedeutete, dass Kapitän Alexander Frei auf der Ersatzbank Platz nehmen musste, für die Tore sollten Eren Derdiyok und Blaise Nkufo sorgen. Hitzfelds Gegenüber Reinaldo Rueda wollte die Mini-Aufstiegschance mit einer im Vergleich zum 0:2 gegen Spanien gleich an sechs Positionen veränderten Mannschaft am Schopf packen.

Die Schweiz hatte gewaltige Probleme beim Gestalten der Partie. Honduras zeigte sich kompakt, lauffreudig und war im Konter nicht ungefährlich. Mehr als ein Flachschuss von Captain Gökhan Inler (11.) und ein Kopfball von Eren Derdiyok (17.) war von der ideenlos, monoton spielenden Schweizern in den ersten 45 Minuten nicht zu sehen.

Honduras abschlussschwach

Angesichts des Pausenstands bei Spanien gegen Chile (2:0) wusste die Schweiz, dass wohl nur ein voller Erfolg fürs Achtelfinale reichen dürfte. Honduras war hingegen zu 99,9 Prozent aus dem Rennen, schenkte jedoch weiter keinen Zentimeter her. Und die spielfreudigen, im Konter aber zu schlampigen Mittelamerikaner hätten den Schweizern beinahe das wohl endgültigen K.o. versetzt: David Suazo vergab die Riesenchance per Kopf (53.).

Bei einer ähnlich großen Möglichkeit von Edgard Alvarez rettete Goalie Diego Benaglio die Schweizer (71.), denen die Zeit gnadenlos davonlief. Der eingewechselte Frei (74.) und Stephan Lichtsteiner (80.) kamen dem 1:0 mehr oder weniger nahe. Unter dem Strich war die Schweizer Leistung aber einfach deutlich zu schwach fürs Erreichen der K.o.-Runde. (APA)

  • Chile - Spanien 1:2 (0:2). Pretoria, Loftus Versfeld Stadion, 41.958 Zuschauer, SR Marco Rodriguez (Mexiko).

Torfolge:
0:1 (24.) Villa
0:2 (37.) Iniesta
1:2 (47.) Millar

Chile: Bravo - Medel, Ponce, Jara - Isla, Estrada, Vidal - Sanchez (65. Orellana), M. Gonzalez (46. Millar), Beausejour - Valdivia (46. Paredes)

Spanien: Casillas - Ramos, Puyol, Pique, Caldevila - Xabi Alonso (73. J. Martinez), Busquets - Iniesta, Xavi, Villa - Torres (55. Fabregas)

Gelb-Rote Karte: Estrada (37./wiederholtes Foulspiel)

Gelbe Karten: Medel (im Achtelfinale gesperrt), Ponce (im Achtelfinale gesperrt) bzw. keine

  • Schweiz - Honduras 0:0. Bloemfontein, Free-State-Stadion, 28.000, SR Baldassi/Argentinien.

Schweiz: Benaglio - Lichtsteiner, Grichting, Von Bergen, Ziegler - Barnetta, Inler, Huggel (78. Shaqiri), Gelson Fernandes (46. Yakin) - Derdiyok - Nkufo (69. Frei)

Honduras: Valladares - Sabillon, Chavez, Bernardez, Figueroa - Alvarez, W. Palacios, Thomas, Nunez (67. Martinez) - J. Palacios (78. Welcome), Suazo (87. Turcios)

Gelbe Karten: Gelson Fernandes bzw. Thomas, Suazo, Chavez, W. Palacios