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Blöd irgendwie, die WM so kurz vor Schulschluss. Statt Vorfreude auf die Ferien durchleidet mein Sohn gerade schlimmste Trauerzeiten. Weil: Italien! Ist! Draußen! Und: Das! War! Sicher! Kein! Abseits! Nie!

Dabei könnte gerade jetzt Schule richtig schön sein. Weil die Kinder nämlich selten drin sind. In Notenkonferenzen wurde schon über Aufstiegswohl oder Wiederholungsweh entschieden, nun machen Lehrer endlich, was unterm Jahr leider nur selten geschieht: rausgehen mit den Schülern.

Kindern in (meist zu kleinen) Klassenräumen Wissen im Stundentakt eintrichtern: Geht sicher nicht, darin sind sich immer mehr Hirnforscher und Psychologen einig. Man könnte in einer Schulreform, die diesen Namen auch verdient, einiges abkupfern, was anderswo gut läuft: An einer deutschen Schule gehört das Fach Herausforderungen zum Lehrplan, da werden Alpen überquert und Häuser renoviert. Auch der Pädagoge Hartmut von Hentig plädiert in seinem Buch Bewährung – Von der nützlichen Erfahrung, nützlich zu sein für eine neue Schule: Während der Pubertät, dieser "Zeit der Hormonstürme, des Ausflippens und der Nervenkriege" (© Der Spiegel) sollten Kinder für zwei Jahre in die Welt hinausziehen.

In Wien ziehen sie derzeit wenigstens für zwei Wochen hinaus – in die kleine Welt direkt vor der Haustür. (Andrea Schurian, DER STANDARD/Printausgabe, 26./27.06.2010)