Eröffnet wurde das Anna Spiegel-Forschungsgebäude am Donnerstag durch Wissenschaftsministerin Karl (rechts), MedUni-Rektor Schu¨tz und SP-Gesundheitsstadträtin Wehsely (links).

Foto: MedUni Wien

Zum ersten Mal wird ein Gebäude der Medizinischen Universität Wien nach einer Person benannt: Anna Simona Spiegel-Adolf ist Namenspatronin für das neu errichtete Forschungsgebäude. Es ist überdies das erste ausschließlich der Forschung gewidmete Objekt der MedUni Wien.

Wer war Anna Spiegel?

Spiegel habilitierte sich Anfang der 1930er Jahre als zweite Frau überhaupt in Medizin in Wien. Mit der Benennung zollt die MedUni Wien den VertreterInnen ihres Faches Anerkennung.

Als Anna Simona Spiegel-Adolf 1893 in Wien geboren, maturierte sie 1913 und studierte anschließend an der Medizinischen Fakultät Wien. 1916 bis 1918 arbeitete sie als "Demonstrator", bis sie im Dezember desselben Jahres zum "Doktor der gesamten Heilkunde" promovierte. In der Folge habilitierte sie sich als zweite Frau überhaupt an der Medizinischen Fakultät Wien für angewandte medizinische Chemie mit besonderer Berücksichtigung der biologisch-physikalischen Chemie und Kolloidchemie.

Ab 1923 war sie Assistentin am Universitätsinstitut für medizinische Kolloidchemie, bevor sie 1931 zum "Privatdozenten" ernannt wurde und schließlich im selben Jahr die Professur für Physikalische Chemie und Kolloidchemie an der Medical School der Temple University in Philadelphia antrat und als Vorstand des von ihr errichteten Instituts arbeitete.

Nachdem ihr 1938 als Jüdin in Österreich die "Venia Legendi" entzogen worden war, entschied sich Spiegel für einen weiteren Verbleib in den USA, wo sie schließlich 1966 emeritierte und 1983 starb.

Anna Spiegel war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Biologischen Gesellschaft in Wien, der Kolloid-chemischen Gesellschaft in Leipzig sowie der Physiological Society of Philadelphia. Zu ihren zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten gehören "Elektrodialyse" (1929), "Bedeutung der Kolloide bei der Immunität" (1929) und "Die Globuline" (1930).

Translationale Forschung

Im Anna Spiegel-Forschungsgebäude wird auf vier Ebenen und 8.000 Quadratmetern hauptsächlich "Translationale Forschung" betrieben werden: Das Wissenschaftsministerium investiert rund 21 Millionen Euro in das rein der Forschung zur Verfügung stehende Zentrum, ebenso viel übernimmt die Stadt Wien. "Das neue Forschungsgebäude am AKH Wien ermöglicht den raschen Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in den Krankenhausbetrieb, das kommt den PatientInnen zugute. Damit wird auch in Zukunft sichergestellt, dass die WienerInnen Spitzenmedizin unabhängig von ihrem Einkommen, Geschlecht, Alter und ihrer Herkunft bekommen", betonte Sonja Wehsely im Rahmen der Eröffnungszeremonie am Donnerstag.

"Die Medizinische Universität Wien ist gemeinsam mit der Stadt Wien als Krankenanstaltenträger für Forschung und Lehre sowie für die erfolgreiche Umsetzung des medizinischen Know-hows verantwortlich. Das neue Forschungsgebäude trägt dazu bei, die Medizinische Universität Wien mit ihrem Universitätsklinikum AKH im Bereich der biomedizinischen Forschung und als Ort der internationalen Spitzenmedizin noch leistungs- und konkurrenzfähiger zu machen", erklärte Rektor Wolfgang Schütz.

Neuester Stand der Technik

Durch die räumliche Nähe ist es den WissenschafterInnen der einzelnen Labors besser möglich, sich untereinander auszutauschen und gemeinsame Problemstellungen zu diskutieren und zu hinterfragen. Im neuen Forschungsgebäude sind Labors der Onkologie, der Kardiologie, der Chirurgie, der Dermatologie und der Kardiovaskulären Medizin untergebracht. Zusätzlich gibt es noch Räumlichkeiten für die Pädiatrie (Kinderheilkunde) und die Core Facilities Imaging, Flow Cytometry und Genomics. Diese drei Grundeinheiten sind auf dem neuesten Stand der Technik ausgestattet. (red)