Am vergangenen Wochenende ist eingetroffen, was Volkswirtschaftler bereits seit geraumer Zeit voraussagten: die Mitte-rechts-Regierung des Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi revidierte ihre Wachstumsprognose. Die Wirtschaftswachstumsprognose für 2003 wurde auf 1,1 Prozent halbiert.

Italien muss zudem mit einer Frühwarnung aus Brüssel rechnen, da der Staat mit dem Schuldenabbau nicht vorankommt und das Haushaltsdefizit 2004 die 3-Prozent-Grenze zu überschreiten droht. Im Schatzministerium wurden mehrere Gründe für die revidierte Wirtschaftsdaten genannt: die schwache Weltwirtschaft, der Irak-Konflikt und die Krise des wichtigsten Handelspartners.

Tatsache ist, dass Italiens Exportwirtschaft seit Jahren an Wettbewerbsfähigkeit verliert, sich die Inlandsnachfrage stärker als erwartet abgekühlt hat und die Investitionen stagnieren. Laut den Volkswirten der US-Investmentbank Morgan Stanley ist vor allem die Konsumflaute für die mangelnde Dynamik ausschlaggebend. Erstmals seit 1994 halten sich die allgemein konsumfreudigen Italiener mit ihren Ausgaben zurück.


Privater Konsum stagniert

Der Autoabsatz konnte nur dank neuer Incentives des Staates im März-April angekurbelt werden. Bei Möbeln, Elektrohausgeräten und Unterhaltungselektronik herrscht weiterhin Flaute. Dies wurde auch bei den jüngst zu Ende gegangenen Fachmessen bestätigt. Im Jahr 2002 stagnierte der private Verbrauch bei 0,4 Prozent. Nun hoffen die Wirtschaftsexperten der Regierung heuer den Verbrauch um 1,5 Prozent anzukurbeln. In den ersten drei Monaten zeichnete sich keinerlei Belebung ab. Das Verbrauchervertrauen liegt derzeit auf einem Fünfjahrestief. Die Investitionszurückhaltung ist auf die Verunsicherung und auf die anhaltend hohe Steuerlast zurückzuführen. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, Der Standard, Printausgabe, 22.04.2003)