Bagdad - Mitglieder der Irakischen Kommunistischen Partei haben sich am Sonntag Zentrum von Bagdad zu ihrer ersten öffentlichen Kundgebung seit 25 Jahren versammelt. Die Kommunisten waren vom Regime des entmachteten Präsidenten Saddam Husseins zu Staatsfeinden erklärt und verfolgt worden. Viele Parteimitglieder wurden verhaftet, gefoltert oder flüchteten ins Exil. "Wir haben im Geheimen immer Kontakt zueinander gehalten, aber dies ist unsere erste öffentliche Versammlung seit 1978", sagte Haidar Scheich Ali, Mitglied des Zentralkomitees. "Wir lehnen jede ausländische Besatzung ab", erklärte er mit Blick auf die amerikanischen Soldaten.

Hunderttausende Pilger unterwegs in heilige Stadt Kerbala

Zur Pilgerfahrt hunderttausender Schiiten in die zentralirakische Stadt Kerbala haben religiöse Führer der islamischen Glaubensrichtung zum friedlichen Widerstand gegen die US-Besatzung aufgerufen. Der Protest solle mit "friedlichen Mitteln" Ausdruck finden, ein der Sprecher des Schiitenführers Sayed Muktada el Sadr in Kerbala am Montag der Nachrichtenagentur AFP in der zentralirakischen Stadt. Sollte dies allerdings nicht zu den gewünschten Ergebnissen führen, sollten andere Formen des Widerstands geprüft werden.

Ein Vertreter des zweiten Schiitenführers Sayed Ali Sistani sprach sich dafür aus, den friedlichen Widerstand gegen die USA erst nach Antritt einer repräsentativen irakischen Regierung zu beginnen. Eine Regierung, die alle Volksgruppen vertrete, solle für den "schnellstmöglichen Abzug" der alliierten Streitkräfte sorgen, sagte Sheikh Abdul Mahdi Karbalai.

Hunderttausende Pilger waren am Montag unterwegs in die rund 80 Kilometer südlich von Bagdad gelegene heilige Stadt, um am Dienstag und Mittwoch dem Imam Hussein, dem Enkel des Propheten Mohammed, ihre Ehre zu erweisen. Auf der Autobahn von Bagdad nach Kerbala huldigten tausende Menschen dem Märtyrer, indem sie sich mit Geißeln rhythmisch auf die Brust schlugen. Das religiöse Treffen ist zugleich von großer politischer Bedeutung, da die Schiiten erstmals seit Jahrzehnten in aller Öffentlichkeit Stärke und Zusammenhalt demonstrieren können. Mehr als 60 Prozent der rund 25 Millionen Iraker gehören der islamischen Konfession der Schiiten an. Unter der Herrschaft des entmachteten sunnitischen Staatschefs Saddam Hussein hatten sie kaum politischen Einfluss.

In Kerbala liegt der dritte Imam Hussein begraben, der 680 in der Schlacht gegen die Omajaden getötet wurde. Alljährlich wird er mit Pilgerfahrten geehrt. In diesem Jahr hat die Oberste Versammlung der Islamischen Revolution in Irak (SCIRI), eine im Iran ansässige Schiiten-Gruppe, ihre Anhänger aufgerufen, möglichst zahlreich zu erscheinen. Es gehe darum, eine Regierung einzufordern, die "Freiheit, Unabhängigkeit und Gerechtigkeit für alle Iraker unter der Herrschaft des Islam" garantiere.