"Ria Munk III" von Gustav Klimt. Linz restituierte das Porträt erst nach langen Debatten.

Foto: Lentos

London – Die Sesselreihen im Auktionssaal von Christie's in London waren Mittwochabends besonders dicht gedrängt. Neben potenziellen Käufern, den Kunsthändlern, Sammlern und Museumskuratoren aus aller Welt, hatte sich auch ein stattlicher Tross an Verkäufern eingefunden. Darunter etwa 30 aus Österreich, Deutschland, Belgien oder den USA angereisten Erben nach Aranka Munk, die sich hier in London teilweise das erste Mal persönlich kennen lernten. Für das obligate Erinnerungsfoto nahmen einige von ihnen kurz vor Beginn der Auktion noch schnell Aufstellung vor Gustav Klimts "Portrait Ria Munk III".

Nach jahrelangem Provenienzdisput war das 1918 datierte Gemälde vom Lentos Museum (vormals Neue Galerie, Linz) im Sommer 2009 an die Erbengemeinschaft restituiert worden. Ein anschließender Private Sale scheiterte wohl am veranschlagten Preis, der bei 40 Millionen Dollar gelegen haben soll.

Am Abend des 23. Juni sollte das Gemälde jedenfalls nicht unter 14 Millionen Pfund (21 Mio. Dollar / 16 Mio. Euro) netto den Besitzer wechseln. Im Vergleich zum zähen Gerangel um Pablo Picassos "Absinthtrinker", für den ein asiatischer Telefonbieter schließlich 34,76 Millionen Pfund (41,92 Mio. Euro) bewilligte, dauerte das Klimt-Spektakel keine drei Minuten. Um 21.08 MEZ beendete der Auktionator das ausschließlich unter Saalbietern ausgetragene Gefecht mit seinem Hammerschlag bei 18,8 Millionen Pfund (22,67 Mio. Euro).

Das dritte Highlight des Abends, ein Seerosenstück von Monet, scheiterte an seiner Taxe (30-40 Mio. Pfund) und blieb unverkauft. Nach 46 Besitzerwechseln notierte Christie's ein Umsatztotal von 152,59 Millionen Pfund (184 Mio. Euro).
(kron / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.6.2010)