Wien - Autofahren ist an sich schon teuer, ein Werkstattbesuch kann das Loch im Budget aber noch erheblich vergrößern. Das hängt unter anderem davon ab, bei welcher Werkstätte man das Auto in Reparatur gibt. "Für ein und dasselbe Problem kann man einmal null und einmal 80 Euro zahlen" , sagte der Geschäftsführer des Vereins Für Konsumenteninformation (VKI), Franz Floss, am Mittwoch bei der Vorstellung eines Werkstätten-Tests.

Im Auftrag des Autofahrerklubs ARBÖ und des Konsumentenschutzministeriums hat der VKI kürzlich 15 nach einem Zufallsgenerator ausgewählte Markenwerkstätten im Großraum Wien unter die Lupe genommen. Zu diesem Zweck wurde bei den Testautos die Sicherung des Antiblockiersystems manipuliert - ein Defekt, der laut Floss im Regelfall innerhalb von 20 Minuten behoben werden kann.

Das Ergebnis des Tests: ein Drittel der Werkstätten scheiterte bei der Identifizierung des Gebrechens. Statt die defekte Sicherung auszutauschen, schlug der jeweilige Mechaniker die Vereinbarung eines Reparaturtermins vor. Und dort, wo die Ursache für das Blinken der Warnleuchte sofort identifiziert wurde, schwankten die Kosten. Die besten Ergebnisse lieferten laut Floss zwei VW-Werkstätten (Porsche Wien-Donaustadt und Jobst Autobetriebe), die mit Gratishilfe punkten konnten. Eine Werkstätte verlangte 81 Euro für eine Sicherung und war erst nach 50 Minuten fertig.

"Die Stundensätze in den Werkstätten gehen von 84 bis 127 Euro" , sagte ARBÖ-Geschäftsführer Georg Musil. Die Ostöffnung habe sich so gut wie nicht auf das Preisniveau ausgewirkt. Auf längere Sicht sollte sich das nun aber ändern. Anfang Juni ist eine EU-Direktive in Kraft getreten, derzufolge Gewährleistung und Garantie nicht verloren gehen, wenn für Service und Reparaturen markenunabhängige Werkstätten aufgesucht werden. Diese sind in der Regel um einiges billiger als Markenwerkstätten, die nur Originalteile einbauen können.

In Österreich gibt es rund 1900 markengebundene und 2000 freie Werkstätten. Musil rät den Autofahrern, bei anstehenden Reparaturen Kostenvoranschläge von mehreren Seiten einzuholen und auch in Preisverhandlungen zu treten. Service und Reparaturen machen bis zu 40 Prozent der laufenden Fahrzeugkosten aus. (stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.6.2010)