Dynamische Strategien können ein diversifiziertes Portfolio aufpeppen. Während einfache Strategien nur auf die Disziplin des Anlegers setzen, können auch Konjunkturvariablen als Anker dienen.

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Jeder Anleger muss sich zwangsläufig entscheiden, den Markt zu "timen" , also den richtigen Kauf- und Verkaufszeitpunkt für Wertpapiere zu treffen. Für längerfristige Anleger sind das mitunter Monate oder Jahre, für Hedgefonds oder Investmentbanken können das auch die richtigen Minuten oder Sekunden sein.

Wer aber langfristig investieren will, sollte bei dieser Entscheidung nicht ohne Strategie auskommen. Gerade für Anleger, die diszipliniert eine Asset-Allokation, eine breite Diversifikation über verschiedene Anlagebereiche, umsetzen, ist eine dynamische Strategie sehr sinnvoll.

Private Anleger, die nicht wöchentlich in ihr Depot schauen wollen, können sich etwa der einfachen "Balance" -Strategie bedienen. Dabei wird ein- oder zweimal im Jahr Tabula rasa im Portfolio gemacht. Wichtig für den Anleger ist, dass die Allokation am Ende wieder genauso aussieht wie am Anfang des Jahres, also wieder "ausbalanciert" . Durch diese Strategie werden Wertpapiere verkauft, die überdurchschnittliche Gewinne verzeichnet haben, und Wertpapiere gekauft, die überdurchschnittliche Verluste verzeichnen mussten. Damit wird eine disziplinierte Strategie umgesetzt, die der "Buy low, sell high" -Mentalität folgt. Der Vorteil der Strategie: Der Anleger braucht keine Prognosen für Wertpapiere zu tätigen.

Wer das aber tun möchte, kann etwa makroökonomische Daten für die Bestimmung einer Handelsstrategie heranziehen. Ein sehr einfaches Modell skizziert dabei, worauf es ankommt (siehe Grafik). Unterteilt man die Wirtschaftsentwicklung mithilfe der zwei Größen Inflation und Wachstum in vier Phasen, erhält man hilfreiche Handelstipps für ein Portfolio. Wachstum bedingt etwa neue Gewinnpotenziale für Firmen. Die Inflation hingegen gibt an, ob die Unternehmen schon mit Kapazitätsproblemen kämpfen müssen oder mehr für Inputs wie Energiekosten zahlen müssen.

In der Vergangenheit hat sich etwa gezeigt, dass man vier makroökonomische Phasen unterscheiden kann. Dabei ist die Phase der Moderation, wenn also niedrige Inflation und hohes Wachstum zu verzeichnen sind, für Wertpapiererträge positiv. Hingegen ist eine Stagflation, mit niedrigem Wachstum und hoher Inflation, ein Performancekiller fürs Portfolio.

Wer daher - wie in dieser Kolumne dargestellt - ein breites Portfolio mit verschiedenen Renditetreibern hält, kann seine Ergebnisse mit einer aktiven Strategie noch verbessern. (Lukas Sustala, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.6.2010)