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Der natürliche UV-Schutz mag stark unterschiedlich sein - Kultur hat dem Menschen jedoch eine Anpassungsfähigkeit verliehen, die dies mehr als ausgleicht.

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University Park - Dass für die Entstehung der verschiedenen "Hautfarben" bzw. der fließenden Skala der Pigmentierungsstärke Sonne und Evolution zusammenspielten, ist bekannt. Als der Mensch allmählich seinen Pelz verlor - möglicherweise um sich durch die Verdunstung von Schweiß zu kühlen -, setzte er seine nackte Haut direkt der Sonne aus. Zieht man historische Migrationsbewegungen, die das Bild durcheinanderbringen, ab, korreliert die Stärke der Hautpigmentierung mit der der Sonneneinstrahlung in der jeweiligen Region. Allerdings wurden in der bisherigen Betrachtung nicht alle entscheidenden Faktoren berücksichtigt, schreiben Anthropologen um Nina Jablonski von der Penn State University in der Zeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS).

Folsäure-Schutz

Bisher wurde die Schutzfunktion des für die Pigmentierung verantwortlichen Melanins vor Sonnenbrand, Hautkrebs und zuviel Vitamin D-Erzeugung in den Vordergrund gestellt. Die US-Forscher kommen jedoch zu einem anderen Ergebnis. Sie verglichen dazu den Einfallswinkel und die Stärke der beiden Varianten von ultraviolettem Licht (UVA und UVB) in verschiedenen Regionen. UVB-Strahlung ist für die Vitamin D-Bildung in der Haut verantwortlich. UV-Licht zerstört jedoch auch Folsäure (Vitamin B9), ein besonders in der Schwangerschaft bedeutendes Zellwachstums-Vitamin.

"Sowohl Sonnenbrand als auch die meisten Hautkrebs-Arten beeinflussen die Fruchtbarkeit nicht, zudem schützt sich der Körper auch selbst vor zuviel Vitamin D-Produktion. Die Logik, dass sich Melanin aufgrund dieser Krankheiten entwickelte, stimmt deshalb nicht", so die US-Wissenschafter. Vielmehr habe die dunkle Pigmentierung in den Tropen lebende Menschen vor der Zerstörung von Folsäure durch UV-Licht geschützt. Da es in diesen Breiten ohnehin das ganze Jahr über viel Sonne gibt, ist die Produktion von ausreichend viel Vitamin D garantiert.

Veränderliche Pigmentierung

Dass die nach Norden wandernden Menschen nach dem urzeitlichen Auszug aus Afrika eine immer hellere Pigmetierung entwickelten, wird einem Mechanismus zugeschrieben, der den Körper ausreichend Vitamin D produzieren lässt. Etwa ab unseren Breiten sehen die Wissenschafter zu wenig UVB-Strahlung über das Jahr verteilt, als dass dunkle Haut genug von der für die Gesundheit wichtigen Substanz erzeugen könnte.

Im Sommer erhöht sich die UV-Einstrahlung auch in diesen Breiten - um den Körper vor Folgeschäden wie eben der Folsäure-Zerstörung zu schützen, entwickelte der Mensch in den Nordregionen daher die Fähigkeit zur Bräunung, also einer nicht konstanten, sondern an die UV-Saison angepassten Pigmentierung. Im Frühling und Sommer verdunkelte sich somit die Haut bei steigender UVB-Strahlung, bei deren Ausbleiben im Winter verschwand auch die Bräunung, was wiederum die Vitamin D-Erzeugung optimierte. Die Bräunungsfähigkeit dürfte laut den Forschern an mehreren Orten der Welt gleichzeitig entstanden sein, jedoch mit unterschiedlichen genetischen Mechanismen.

Mangelnde körperliche Anpassung

Die Globalisierung vor allem ab dem Beginn des europäischen Kolonialzeitalters hat jedoch einiges dazu beigetragen, dass Haut und Sonneneinstrahlung nicht mehr so gut harmonieren, wie die Natur dies einst entwickelt hat. Dazu gehören europäisch- oder ostasiatisch-stämmige Bewohner von Tropen und Subtropen, die aufgrund ihrer hellen Haut viel leichter Sonnenbrand bekommen und den Verlust von Folsäure riskieren. Auf der anderen Seite leiden laut Aussage der Forscher aber auch Menschen dunkler Hautfarbe, die in gemäßigten Zonen leben, viel eher an Vitamin D-Mangel.  (pte/red)