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Streikende Hafenarbeiter haben in der Hafenstadt Piräus den Zugang zu den Fähren blockiert.

Foto: Reuters/John Kolesidis

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Die Atmosphäre war gespannt, es kam zu Streitereien und Handgemengen zwischen Passagieren und Arbeitern.

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Athen - Zu Beginn der Urlaubssaison hat ein wilder Streik den größten Passagierhafen in Griechenland lahmgelegt. Hunderte Touristen saßen am Mittwoch in der Stadt Piräus fest, nachdem Hafenarbeiter und Seeleute aus Protest gegen den rigiden Sparkurs der Regierung das Auslaufen der Fähren zu den Urlaubsinseln der Ägäis verhindert hatten. Ob die Reisenden eine Entschädigung erhalten, war trotz eines früheren Versprechens der griechischen Regierung zunächst unklar.

Die Atmosphäre in Piräus war gespannt, es kam zu Streitereien und Handgemengen zwischen Passagieren und Arbeitern. Hunderte von Touristen waren zum Fährhafen gekommen, nachdem ein Gericht den Streik am Dienstagabend für unrechtmäßig erklärt hatte. Die Fährunternehmen hatten nach dem Urteil angekündigt, ihre Fahrpläne wie gewohnt wieder aufnehmen zu wollen.

Schaden

"Wir können nicht nach Santorin fahren und haben schon das Hotel gebucht. Wenn wir die Fähre nicht nehmen können, verlieren wir eine Menge Geld", klagte eine spanische Touristin. Die Dänin Lena Jensen sagte, sie habe zusammen mit ihren beiden Kindern drei Stunden lang vergeblich auf eine Überfahrt nach Leros gewartet: "Ich weiß nicht, wo wir übernachten sollen."

Der Streik bedeutet einen gewaltigen Rufschaden für die griechische Tourismusindustrie, die 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht. Experten zufolge sind die Buchungen für die gerade angelaufene Saison bereits um durchschnittlich 10 bis 12 Prozent rückläufig. Als Grund werden die heftigen Proteste gegen das Sparpaket der griechischen Regierung vermutet, bei denen es bereits drei Tote gab.

Entschädigung für Touristen

Um Stornierungen zu vermeiden, hatte Tourismusminister Pavlos Geroulanos am Montag versprochen, Touristen für streikbedingte Ausfälle im Reiseverkehr und alle etwaigen entstandenen Kosten zu entschädigen. Sein Ministerium konnte am Mittwoch aber trotz mehrfacher Rückfragen nicht sagen, ob die wegen des Fährstreiks gestrandeten Touristen ihre Hotelkosten erstattet bekommen.

An dem Fährstreik beteiligten sich zwar nur zwei der insgesamt 14 Gewerkschaften aus dem für Hafenarbeiter zuständigen Dachverband, dafür schlossen sich aber Gewerkschaften aus anderen Industriezweigen dem 24-stündigen Protest an, darunter Beschäftigte von Krankenhäusern und des Staatsfernsehens. Zudem kam es zu Beeinträchtigungen im Zugverkehr, nachdem Bahnarbeiter ihre Arbeit immer wieder für zwei Stunden niederlegten. Hunderte Gewerkschaftsmitglieder zogen durch die Innenstadt Athens. Sie riefen zum Generalstreik auf und forderten von der Regierung, die geplanten Sparmaßnahmen abzublasen.

Griechenland ist hoch verschuldet und musste im Mai vor der Zahlungsunfähigkeit gerettet werden. Die Euro-Staaten und der Internationalen Währungsfonds (IWF) fordern im Gegenzug für ihre Kredithilfen in Höhe von 110 Milliarden Euro drastische Sparmaßnahmen. (APA/apn)