Der Lech - Naturjuwel oder Kraftwerkszulauf

Foto: Umweltbüro Grabher

Innsbruck - Seit sieben Jahren wird am Lech revitalisiert: Verbauungen wurden wieder entfernt, Flussabschnitte aufgeweitet. Die "Best of Best"-Auszeichnung aus 80 europäischen Life-Projekten der EU freut Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer. Trotzdem will er auch weiterhin ein "wachsames Auge" auf den Lech haben: Gerade in "Zeiten wie diesen". Kostenzer sieht "enormen Druck innerhalb der Wirtschaft". Es gebe laufend Bestrebungen, innerhalb von Schutzgebieten Projekte zu realisieren.

Das Kraftwerk "Spullersee" liege zwar derzeit "auf Eis", ein neuerliches Einreichen des Projektes sei aber jederzeit möglich. Immerhin habe etwa das Land Tirol im Gegensatz zu Vorarlberg die naturschutzrechtliche Prüfung positiv abgeschlossen. Auch für Toni Vorauer vom WWF ist der "Kampf um den Lech erst gewonnen, wenn das Kraftwerk Spullersee vom Tisch ist".

Doch gerade am Lech habe sich durch die Rückbauung bereits Erfolg gezeigt: So seien beim Hochwasser 2005 im Außerfern Gebiete verschont geblieben: "Durch die Flussausweitung wurde die Schubkraft des Wassers vermindert, angeschwemmtes Holz konnte sich ablagern." Neben den Flussausweitungen in den Bereichen Johannesbrücke, Vils oder Martin_au wurde durch das Projekt auch die Öffnung von Geschiebesperren an den Seitenzubringern Schwarzwasserbach und Hornbach durchgeführt.

Spezielle Artenschutzprojekte retteten den Frauenschuh (Pflanze), die Kreuzkröte oder Bileks Azurjungfer (Libelle). Das Life-Projekt habe aber vor allem "Kommunikation" möglich gemacht, sagt Kostenzer. "Verschiedene Interessengruppen wie etwa Umweltschützer und Wildbachverbauer ziehen jetzt an einem Strang." Zudem sei die Bevölkerung eingebunden: Schulkinder aus der Gegend graben Tümpel für die Kreuzkröte. Der "Erholungsraum Fluss" erlebe im Lechtal eine Renaissance. (Verena Langegger/DER STANDARD, Printausgabe, 23. Juni 2010)