Einige der aktuellen Entwürfe für ein Redesign des Nautilus der Places-Sidebar ist hier hinter einem Dropdown-Knopf  versteckt

Mockup: Garrett LeSage

Mit GNOME 3.0 will das Projekt hinter dem Linux-Desktop nicht nur die eigene Entwicklungsplattform von über die Jahre angesammelten Ballast befreien, mit der GNOME Shell soll die Software auch eine vollständig neue User Experience verpasst bekommen. Doch auch bei so manchen bestehenden Komponenten nimmt man den großen Versionssprung zum Anlass die eigenen Ansätze grundlegend zu hinterfragen, besonders aktiv zeigt man sich dabei aktuell rund um den Dateimanager Nautilus, und damit bei einer der zentralen Bestandteile der Softwaresammlung.

Mockups

So hat das GNOME-Design-Team über die letzten Monate in mehreren Runden neue Konzepte für das User-Interface der Software entwickelt, die der bei Novell beschäftigte Garrett LeSage nun in einem Blog-Eintrag präsentiert. Im Kern des neuen Designs steht die Überlegung, dass man das UI stark verschlanken möchte, um so die eigentlich relevanten Informationen besser in den Vordergrund treten zu lassen. Eine Herangehensweise, die zudem auch den Einsatz auf Geräten mit geringer Bildschirmauflösung verbessern soll.

Reduktion

Dabei verabschiedet man sich etwa ganz von der klassischen Menüzeile, praktisch alle dort zu findenden Funktionen könne man auch auf andere Weise erreichen, so die Überlegung, umgekehrt werde so aber der gerade bei Widescreens "kostbare" vertikale Platzverbrauch reduziert. Neu ist hingegen das "Actions"-Menü, dieses soll erweiterte Möglichkeiten, die bisher per Rechtsklick über das Kontextmenü erreichbar sind - wie das Umbenennen oder Verschlüsseln von Dateien - leichter zugänglich machen. Dies in Form eines neuen UI-Elements, das bei Bedarf am unteren Rand des Fensters eingeblendet wird, fortgeschrittene UserInnen sollen dies aber auch über die Einstellungen deaktivieren können.

In Diskussion

Auch wenn man betont, dass man mit dem Redesign prinzipielle das Ziel habe, die Funktionalität des Nautilus gleichzubehalten oder zu erweitern, ist derzeit aber auch die weitere Zukunft einiger Features in Diskussion. So sieht man etwa die Computer-Ansicht - in der alle verfügbaren Geräte dargestellt werden - als unnötige Dopplung des Places-Sidebar. Bei letzterem steht derzeit übrigens noch nicht fest, ob er als fixes UI-Element erhalten bleiben soll, oder ob man statt dessen ein Dropdown-Menü anbietet. Ebenfalls umstritten ist die gerade erste mit GNOME 2.30 eingeführte Split-Pane-Ansicht, da diese den aktuellen Plänen zum Teil im Wege stünde, auch würde das neue Design manche Gründe für diese Darstellungsweise obsolet machen. Fix entschieden hat man sich in diesen Fragen derzeit allerdings noch nicht, überhaupt sei herausgestrichen, dass die jetzt präsentierten Pläne noch zur Diskussion gestellt sind.

Usability

Parallel zu den UI-Umbauten widmen sich die Nautilus-EntwicklerInnen derzeit auch der sonstigen Verbesserung der Usability der Software. In einem Eintrag am GNOME-Wiki versammelt man die dafür aktuell angesetzten Tasks, diese reichen von der Sortierung der Dateien im Mistkübel nach ihrem Löschdatum bis zur grafischen Sichtbarmachung von aktuell "ausgeschnittenen" Dateien. Auch eine zentrale Undo-Funktion will man der Software endlich verpassen. Für all dies will man übrigens auch mit den EntwicklerInnen von "nautilus-elementary" zusammenarbeiten, einer zuletzt zu einer gewissen Popularität gekommenen, reduzierten Variante des File Managers. (apo, derStandard.at, 21.06.10)