Flyniki (Air Berlin) bietet eine tägliche Direktverbindung von Wien Schwechat aus in die portugiesische Hauptstadt. Auch die Austrian/Lufthansa bietet Flüge nach Lissabon mehrmals täglich an. Jedoch braucht es hierfür einen Zwischenstopp und zumeist die Kooperation mit einem anderen Star-Alliance-Mitglied wie TAP Portugal. Was einen meist mehrstündigen Aufenthalt etwa in Frankfurt, Zürich, Mailand, München oder Brüssel mit sich zieht. Vom Flughafen Lissabons bringt der Aerobus die Reisenden um 3,50 Euro zum zentralen Praça do Comércio und gilt als 24-Stunden-Ticket. www.flyniki.com, www.austrian.com, www.tap.pt

Foto: TAP

Unweit der letzten Ruhestätte wichtiger Könige Portugals und etwa des Entdeckers Vasco da Gama im Mosteiro do Jerónimos, dem Hieronymos-Kloster, befindet sich das Design-Hotel Jerónimos 8 in der Rua do Jerónimos. Unscheinbarst äußerlich nur durch eine "8" markiert, ist das Vier-Sterne-Refugium in idealer Nähe der Museen des Stadtteils Santa Maria de Belém, wie das Marine-, Volkskunde-, Archäologie- oder das Elektrizitätsmuseum, sowie des Tropischen Gartens. Je nach Saison schlägt sich die Übernachtung inklusive Frühstück zwischen 125 Euro und 375 Euro für die Suite mit Panorama-Terrasse zu Buche. www.jeronimos8.com

Foto: Jerónimos 8

Das 1998 ins Leben gerufene, jährliche Madrider Fotokunstfestival PHotoEspaña macht über die Galerie La Fabrica heuer wieder einen Abstecher nach Lissabon. Die von Sergio Mah kuratierte Ausstellung "German Faces" ist eine Retrospektive der vergangenen 20 Jahre des Schaffens der 1963 in New York geborenen Fotokünstlerin und Modefotografin Collier Schorr. Ihr Werk provoziert den Betrachter zu Reflexion über Identitäten, Verkleidungen und der Vergangenheit. Es ist noch bis 15. August in der Berardo Collection im Kulturzentrum von Belém zu sehen. Der Eintritt ist frei. www.museuberardo.com

Foto: COLLIER SCHORR, German Faces

Martialisch erhebt sich in Santa María de Belém am Ufer des Tejo das Padrão dos Descobrimentos. Aus der Militärdiktatur António Oliveira de Salazar (1932-1968) stammend und Portugals Entdeckern neuer Welten gewidmet, blickt vom Bug der stilisierten, steinernen Karavelle Heinrich der Seefahrer - selbst Entdeckungsreisender mit dem Finger auf neuen Landkarten - visionär mit einem Schiffsmodell in den Händen gen Sonnenuntergang.

Von der Abendsonne noch geblendet, wird es einem dann in der Unterführung retour fast schwarz vor Augen. Dem Ambiente angemessen stimmt hier ein Vagabund einen Fado über die Blindheit der Liebe an. Eine darüber hinwegdonnernde Schnellbahn übertönt sein Liebeslied zwar jäh, doch unterbrechen lässt er sich keineswegs. Gilt es sie doch zu pflegen, die Saudade benannte, unübersetzbare Art landestypischer Melancholie.

Im Auf und Ab der Gefühle gleichen sich die Topografie der über sieben Hügel erstreckten Metropole und ihre Bewohner - bunt aus dem kolonialen Erbe gewachsen, wie der Anstrich der oft mit Azulejos verzierten Häuser. Einmal aufgetaucht aus dem Untergrund, findet man sich im Jardim da Praça do Império wieder.

Vor einem offenbart sich das Mosteiro do Jerónimos, im Stil der Manuelinik errichtet. Benannt ist es nach der Regentschaft von König Manuel I. 1495 bis 1521 prunkvoll verzierte Spätgotik und imposante Zurschaustellung des Reichtums einstiger Kolonien, wurde es 1983 zum Unesco-Weltkulturerbe erkoren - mit dem stilgleichen Torre de Belém, wo es sich bei Niedrigwasser ergiebig Miniaturschneckenmuscheln sammeln lässt.


Am Torre de Belém lässt es sich bei Niedrigwasser trefflich Miniaturschneckenmuscheln sammeln.

Unweit des Monuments und mit Panoramablick auf die Brücke des 25. April nippt man Cocktails im zeitgemäßen Glaskubus-Ambiente des À Margem am Doca de Bom Sucesso. Nicht minder modern präsentiert sich auch das Centro Cultural de Belém. Ein Schachtelbau, der selbst in der "Sparversion" mit drei anstelle von fünf Klötzen vom Italiener Vittorio Gregotti und dem Portugiesen Manuel Salgado 1993 errichtet wurde, beherbergt ein Kongress- und Veranstaltungszentrum sowie ein Museum.

Auf den wenigen Grünflächen des Areals sonnen sich Plastiken wie aberhunderte grüne Glasflaschen in Néctar von Joana Vasconcelos. Sie markiert den Eingang des meistbesuchten Museums Portugals und wohl wichtigste Sammlung zeitgenössischer Kunst.

Das Museu Colecção Berardo, 2007 eröffnet, bietet eine Retrospektive der US-amerikanischen Fotokünstlerin Collier Schorr mit German Faces. Und Schorr selbst spannt ihr Werk um ihre eigene und die deutsche Geschichte, als US-amerikanische Jüdin, die in der Kleinstadt Schwäbisch-Gmünd unweit Stuttgarts eine zweite Heimat für die Sommermonate fand. Die vis-à-vis laufende, mit "Some works to read" weit untertrieben betitelte Sonderschau zeigt nebst Isidore Isou und dem Art & Language Project um Mel Ramsden Abermillionen von Schriftzeichen. Versteckt inmitten der geradlinigen Konturen eines Innenhofs, wirkt die platzierte Holzhütte des französischen Designers Jean Prouvé anmutig, wie ein Puppenhaus.

Das im CCB beheimatete Gourmetrestaurant A Commenda, ist ein Ort, an dem es sich vortrefflich - vorzugsweise auf der dem Tejo zugewandten Terrasse - dinieren lässt. Der aromatische Käse Queijo Serpa, den man durchaus auch löffeln könnte, ist hier Vorspeise, aber eine, die nicht sprichwörtlich den Magen schließt, sondern ganz im Gegenteil dem Gaumen Lust auf mehr macht. Landestypische Küche, wie der auf einem Blattspinateiland liegende Octopus mit Erdäpfeln, alias Polvo à Lagareiro mit Batatas à Murro, umgeben von einem Meer aus Olivenöl.

Da die streng katholischen Portugiesen sonntags partout nicht zum Fischen hinausfahren, ist es ratsam, montags die Fleischgerichte zu goutieren. Fast kulinarisches Weltkulturerbe sind die in der Confeitaria dos Pastéis de Belém in der Rua de Belém 84 bis 92 hausgemachten, gleichnamigen Kuchen, dessen Tranchen, mit Staubzucker und Zimt bestreut, noch besser munden. Man sagt, mehr als 10.000 Stück nach streng geheimer Rezeptur sollen tagtäglich konsumiert werden.

Selbst wenn ein Verdauungsspaziergang gelegen käme, sind Straßenbahnfahrten Lissabons erlebnisreichste Fortbewegungsart. In den alten Wägen hat sich der Charme des Fin de Siècle konserviert. Tagsüber verbinden moderne, klimatisierte Garnituren auf der 15er-Linie Belém mit dem Zentrum. Nachts wird es schon mal eng in den für 40 Personen zugelassenen Wägen, doch deren Fahrer reagieren nicht echauffiert auf Körperkontakt, einzig: "Gib den Sack Kartoffeln aus meinen Nieren", war ein Ordnungsruf, den der Tramfahrer durchaus forsch erteilen muss.

Zentrale Sightseeing-Tram ist die weithin bekannte 28er. Sie nimmt Lissabon-Entdeckern Wege, bergauf wie bergab ab, selbst wenn es mitunter nach Magie anmutet, wie die Chauffeure ihre gelb-antiquierten Eléctricos über die Gleise lotsen.

Da man bekanntlich über den öffentlichen Verkehr und die Friedhöfe eine Stadt kennenlernt, schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Denn an einem Ende der 28er-Strecke liegt der Cemitério dos Prazeres. 1833 als Armenfriedhof während einer Choleraepidemie errichtet, verheißt er namentlich Freuden. (Jan Marot/DER STANDARD/Printausgabe/19./20.06.2010)