Bei der WM 2006 startete Jogi Neufeld, der „Urvater" der Panini-Tauschbörsen in Wien, aus eigenem Interesse eine Panini-Tauschbörse im Museumsquartier für Freunde. Nach einem APA-Artikel wurde daraus ein Mega-Event. Im Interview mit 90minuten plaudert der leidenschaftliche Panini-Fan über die typischen Sammler, seine eigene Panini-Strategie und über den Hype. Auch zur WM 2010 gibt es die mittlerweile legendäre Panini-Tauschbörse im MQ.

Wie bist Du auf die Idee gekommen, 2006 eine Panini-Tauschbörse zu machen?

2004 habe ich in einem Pub begonnen, Panini-Pickerln zu tauschen und bin dabei auf reges Interesse vieler anderer Besucher gestoßen. Daraus habe ich die Idee geboren, als leidenschaftlicher Sammler im Museumsquartier in meinem Subotron-Shop eine eigene Tauschbörse zu veranstalten. Beim ersten Mal kamen dann 10 bis 15 Leute, eigentlich nur meine Freunde und Freunde von Freunden. Dann hat die APA davon Wind bekommen, einen Redakteur und Fotografen vorbeigeschickt und die ganze Sache ist dann „explodiert". Plötzlich waren wir nicht mehr 15 Leute, sondern 500 begeisterte Panini-Sammler. Das hat die MQ-Infrastruktur damals auf eine harte Probe gestellt.

Welche Panini-Sammler sind dir im Laufe der Zeit so untergekommen?

Den typischen Sammler gibt es nicht, das zieht sich quer durch, vom achtjährigen Schulbuben bis zum seriösen Anwalt. Es gibt aber auch die Hardcore-Sammler, die schauen, dass sie ihre Pickerln so gerade wie möglich einpicken und alles in Schutzfolien geben.

Was zeichnet den Hardcore-Sammler aus?

Die wirklichen Hardcore-Sammler picken die Pickerln nicht in das Heft ein. Das hat dann einen Mehrwert, weil in 20 Jahren kann man das Ganze nochmal mit dem eigenen Sohn einpicken - zumindest denke ich mir das so. Wie eine Briefmarke, die nicht gestempelt ist und nicht am Brief pickt.

Hast Du irgendwelche besonderen Geschichten in Erinnerung?

Vor vier Jahren hat es jede Menge Leute gegeben, die hunderte Kilometer gefahren sind, um hier zu tauschen. Es hat aber auch wüste Beschimpfungen gegeben, weil wir von zu vielen Leuten gestürmt wurden und ich für Ordnung sorgen musste. Von Schulterklopfen bis zur Prügelandrohung hat es alles gegeben. Abgesehen davon ist es witzig in einschlägigen Foren zu lesen - sehr viele Leute verstehen nicht, warum man als Erwachsener dieser Leidenschaft verfallen ist.

Wie sieht es mit dem Frauenanteil aus?

Es kommen nicht nur die Mütter mit ihren Kindern, sondern Frauen, die ihr eigenes Heft mitbringen. Ich schätze, dass Frauen einen Anteil von 30 - 40 Prozent ausmachen - also deutlich höher als im „normalen" Fußball-Zuschauerbereich.

Hat der Panini-Hype bei den letzten Events wie WM oder EURO zugenommen?

Ja, einerseits schon. Vor vier Jahren gab es einen Höhepunkt, weil das Heft auch von Tageszeitungen und etwa Chipsherstellern gepusht wurde. Dadurch, dass es jetzt aber bereits fast schon eine Inflation an Tauschbörsen gibt, ist der Andrang zu jeder einzelnen Tauschbörse nicht mehr so groß.

Wie sieht Deine persönliche Panini-Strategie aus?

Seit dem ich es mir leisten kann, kauf ich mir ein 100er-Packerl und schaue dann, welche doppelten ich habe. Doch es war dieses Mal bemerkenswert, denn ich hatte in meinem 100er-Karton kein einziges doppeltes Pickerl. Das gab es noch nie.

Gibt es die künstliche Verknappung von bestimmten Bildern?

Manchmal gibt es schon Gerüchte, dass es Stars nicht so oft gibt als andere „normale" Spiele, manchmal ist es schon verdammt auffällig. Es ist jedoch schwer zu beurteilen, ob dies nur ein subjektives Gefühl ist oder von Panini so gesteuert wird, obwohl Panini betont, dass es ein faires Mischsystem gibt. (Michael Fiala)