Wien - Erst rebellierten Minderheitsaktionäre, nun macht die kanadische Börsenaufsicht (Ontario Securities Commission; OTS) Frank Stronach zu schaffen. Der Magna-Gründer und Chairman lässt sich die Sonderstimmrechte, mit denen er den Autozulieferkonzern zu zwei Dritteln kontrolliert, obwohl er nicht einmal ein Prozent des Kapitals hält, um 863 Millionen Dollar ablösen.
Laut einer Mitteilung der Aufsicht ist diese Vorgangsweise "schädlich für die Integrität der Kapitalmärkte". Aus diesem Grund hat sie eine Anhörung für kommenden Mittwoch anberaumt, kurz bevor Magna die Änderungen absegnen will. Neben institutionellen Anlegern hat zudem der prominente Aktivist in Sachen Unternehmenskultur, der Milliardär Stephen Jarislowsky seine Stimme gegen Stronach erhoben. Aktionäre, die den Plänen zustimmten, wollten nur Geld machen und agierten "prinzipienlos", sagte er laut Globe Investor.
Stronach wirkt angesichts des Gegenwinds einigermaßen enerviert. Wie entschieden werde, sei allein Angelegenheit der Aktionäre, meinte der Austrokanadier und verwies darauf, dass er den Teilhabern mit harter Arbeit viel Geld eingebracht habe.
Die OTS sieht das etwas anders und verlangt Belege, mit denen die Fairness der Transaktion untermauert wird. Die versuchte Magna Donnerstagabend zu erbringen. Die Überzeugungskraft ist mäßig: So verweist die nun veröffentlichte Analyse von CIBCWorld Markets zwar darauf, dass der Aktienkurs seit Veröffentlichung der Pläne gestiegen ist und Börsianer die Reform befürworten. Allerdings warnt das Institut auch vor "signifikanten negativen Reaktionen" . Immerhin werden die Anteile an Magna um elf Prozent verwässert, weil Stronachs Stimmrechte neben einer Cash-Zahlung von 300 Mio. Dollar in Form von neuen Aktien des Konzerns ersetzt werden. Das sei der höchste Wert, der bei vergleichbaren Abgeltungen bezahlt wurde, so CIBC. Und als Zubrot erhält Stronach auch noch die Kontrolle über das zukunftsträchtige Geschäft mit Elektroautos. (as, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19./20.6.2010)