Bilder und Videos mit kinderpornografischen Inhalten werden zunehmend gewalttätiger und die Opfer immer jünger. Die Ermittler stoßen in steigendem Ausmaß auf Material mit Babys und Kleinkindern, erzählte Ewald Ebner, Leiter des Büros für Kapital- und Sittlichkeitsdelikte im Bundeskriminalamt (BK), im Gespräch mit der APA. Die Produktion habe sich von Ländern Osteuropas nach Südost-Asien (neuerdings Sri Lanka und Vietnam) verlagert.Ursache dafür könne die weniger effektive Polizeiarbeit in diesen Ländern sein. Aber auch Armut spiele eine Rolle, meinte Ebner.

"Grooming"

Kinderpornos werden vornehmlich im Internet in geschlossenen Zirkeln verbreitet. Eine Masche der Täter, die seit zwei Jahren in steigender Tendenz beobachtet wird, seien "Annäherungsversuche via Internet ("Grooming"). Die Vorgangsweise ist simple: Sie geben sich im Netz als Kinder oder Jugendliche aus und lassen sich von ihren neuen "gleichaltrigen" Bekannten Bilder im Badeanzug schicken. Wenn sie deren Vertrauen gewonnen haben, machen sie sich ein Treffen aus, bei dem sie sich dann als Onkel des vorgetäuschten Jugendlichen ausgeben.

Im Bundeskriminalamt befassen sich fünf Ermittler mit Straftaten im Bereich Kinderpornografie. Oft müssen die Beamten tagelang Bilder betrachten und Daten auswerten. Wie man damit umgeht? "Ich sehe das, aber ich schaue mir das nicht an", sagte Ermittler Jürgen Ungerböck. Es sei aber ein befriedigendes Gefühl, wenn man dann jemand ausfindig macht. "Dann weiß man, warum man sich das tagelang angesehen hat." "Wir haben die gleichen menschlichen Gefühle, wie jeder andere auch", ergänzte Ebner, "das steigt einem schon hoch. Wir sind neben Polizisten auch Menschen, das macht schon sehr betroffen."

Ein Großteil der Verdächtigen seien nicht die "großen" Kenner des Internets

Regen Zulauf verzeichnet auch die Meldestelle für Kinderpornografie im Bundeskriminalamt. 2009 langten dort 5.489 Hinweise von privaten Internetnutzern ein. 2008 waren es 5.238 Meldungen, im Jahr davor noch 3.698. Nicht jeder Hinweis führt aber automatisch zur Anzeige. Bei den Anzeigen laut dem Kinderpornografie-Paragrafen (207a) im österreichischen Strafgesetzbuch gab über Jahre hinweg einen kontinuierlichen Anstieg (von 57 Anzeigen im Jahr 1998 auf 862 im Jahr 2008). 2009 wurden erstmals weniger Anzeigen registriert (463).

Große Hoffnung setzen die Ermittler auf technische Sperren von Internetseiten. "Damit kann ich einen großen Prozentsatz abschrecken", meinte Ebner. Ein Großteil der Verdächtigen seien nicht die "großen" Kenner des Internets.

Das Problem wird nicht gelöst

Kritiker von derartigen Sperren betonen, dass Sperrlisten das Problem der Kinderpornografie nicht lösen, sondern verstecken. Auch kann das Instrument auch für die Sperrung jeglicher unbequemer Inhalte missbraucht werden und gefährde damit das Grundrecht der freien Meinungsäußerung. (red/APA)