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Die Kronen Zeitung ziert erwartungsgemäß ein Porträt des verstorbenen Machers: Auf dem ersten Cover nach dem Tod des Boulevardblatt-Gottes ist ein Schwarz-Weiß-Bild, eingefügt in einen Trauerrand. Drinnen hält man sich erstaunlich kurz. Auf vier Seiten wird des Herausgebers gedacht, "Ein Leben für die Kronen Zeitung" lautet der Titel der zweiseitigen Geschichte über Dichands Leben. Daneben abgedruckt wird ein Brief der Familie, ein Gedicht des Haus- und Hofreimers Wolf Martin ("Ein Vater jedem Mitarbeiter, ein Vater für das ganze Land") und die Kondolenzwünsche vom Bundespräsidenten abwärts.

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Die Gratiszeitung "Heute", titelt mit "Er prägte unser Land: Hans Dichand ist tot". Drinnen eine Doppelseite, links ein Nachruf des Chefredakteurs Richard Schmitt, rechts ein einseitiges Porträt Dichands mit Hund. Schmitt schreibt über Dichand als seinen "liebsten Nachbar. Ein guter Freund direkt im Nebenhaus. Ein Berater. Ein Förderer. Ein Mensch." Er verkneift sich anschließend nicht einen Seitenhieb auf den ehemaligen Manager und anschließenden Erzfeind Kurt Falk und schließt mit Beileidsbekundungen unter anderem für seine Chefin, "Heute"-Herausgeberin und Dichand-Schwiegertochter Eva Dichand (Kopf des Tages).

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Die "Presse" widmet sich dem Verstorbenen auf mehreren Seiten. Auf Seite Eins schreibt Chefredakteur Michael Fleichhacker über die "Ausnahmeerscheinung" Dichand. Unter einem Schwarz-Weiß-Foto stellt er dabei das "ambivalente Erbe" des "Krone"-Machers in den Vordergrund: "Die verlegerische und unternehmerische Lebensleistung Dichands erzwingt geradezu Respekt und Bewunderung. Die Ziele, in denen Dienst er seine journalistische Leidenschaft stellte, vor allem aber die Methoden (..) waren und bleiben höchst fragwürdig." Auf Seite zwei gibt es ein Porträt, auf Seite drei eine Analyse der Kampagnen der Kronen Zeitung. Damit nicht genug erscheint auf Seite 31 ein Interview mit Richard "Staberl" Nimmerrichter, außerdem eine Analyse der Eigentümerverhältnisse mit Grafik.

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Die Salzburger Nachrichten verweisen auf ihrem Cover in einer dürren Ankündigung auf den Nachruf auf Seite drei. Weiter unten steht allerdings ein Kommentar von Andreas Koller, der Dichand als "begnadeten Zeitungsmann", "Populisten" und "Machtmenschen" bezeichnet. Dessen Tod und das wandelnde Mediennutzungsverhalten könnte in Österreich zu einer Normalisierung des Verhältnisses zwischen Politik und Medien führen: "Faymann wird wohl der letzte Politiker bleiben, der von der 'Krone' gemacht wurde". In der Zeitung gibt es dann noch ein Porträt.

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Der "Kurier" hat auf dem Cover ein großes Dichand-Foto mit dem Titel "Der Tod eines Mächtigen". In der Zeitung, bei der wie bei der "Krone" die deutsche WAZ ihre Anteile hält, widmet man sich auf Seite zwei und drei dem Toten. Der scheidende Chefredakteur Christoph Kotanko lobt ähnlich wie Fleichhacker die journalistischen Fähigkeiten Dichand, kritisiert ihn aber auch als den "Totengräber der politischen Kultur". Abgedruckt wird außerdem ein Interview, das Dichand 2007 der "Kurier"-Journalistin Conny Bischofsberger gegeben hatte.

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"Österreich" titelt mit "Der stille Tod des 'Krone-Kaisers'" und schreibt als einzige Zeitung in den Untertitel die Todesursache: "Er starb an Nierenversagen". Ganze sechs Seiten widmet Wolfgang Fellner seinem Kollegen, der "nicht nur der 'Krone', sondern dem ganzen Land fehlen" wird.

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Auch in Deutschland sorgte der Tod des Medienzars für etwas Aufregung: Die "Süddeutsche" veröffentlichte auf ihrer Homepage einen Artikel mit Titel "Ein Verleger mit Krone". Als "letzte Großtat" habe er noch Werner Faymann als Kanzler inthronisiert, so der Autor.

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"Welt online" porträtiert Dichand als "Herr der alten Schule, dessen archaisches Machtverständnis von äußerer Kultiviertheit bisweilen nur schwach bemäntelt wurde". Unter dem Titel "Österreichs mächtigster Hundestreichler" wird das Wirken Dichands und sein Einfluss auf Österreich analysiert.

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Die Financial Times Deutschland titelt mit "Österreichs Kanzler-Macher" und widmet sich im Artikel vor allem der WAZ und dem seit einigen Jahren schwelenden Kampf derselben gegen Dichand.

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Michael Hanfeld schreibt in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" über den "Herrscher von Österreich": "Wenn es jemanden gibt, auf den der Begriff des 'Pressezaren' zutrifft, war es Hans Dichand. In keinem anderen freien Land der Welt dürfte es einen Verleger geben, der mit solcher Inbrunst, Ausdauer und Lust Politik betrieben hätte wie er."

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Charles E. Ritterband schreibt in der "Neuen Zürcher Zeitung" über die große Macht der "Krone": "Dichand wurde von Spitzenpolitikern oft hofiert, seltener ignoriert. Seine grosse Macht hat er stets kokett heruntergespielt. Hans Dichand und die 'Kronen-Zeitung' haben die österreichische Medienlandschaft in den vergangenen Jahrzehnten geprägt und polarisiert. Schon der Titel von Dichands 1996 erschienener Autobiografie, 'Im Vorhof der Macht', zeugt von falscher Bescheidenheit: Dichand hatte sich keineswegs im 'Vorhof', sondern im Brennpunkt der Macht befunden. Der amtierende Bundeskanzler Faymann ist das Paradebeispiel für einen österreichischen Politiker, der um die Gunst Dichands buhlte und von diesem fallengelassen wurde."

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Im Berliner "Tagesspiegel" heißt es: "Keine Stunde war die Nachricht vom Tod des Hans Dichand alt, da brach in Österreich beinahe das Internet zusammen. Der Server der 'Kronen-Zeitung', die die Meldung vom Ableben ihres Herausgebers und Hälfteeigentümers ins Netz gestellt hatte, war hoffnungslos überlastet. Dichands Tod bewegt Österreich, und in diesem Fall ist die platte Beileidsbezeichnung sogar angebracht, weil sich das Land nun ändern wird. Die Epoche des Nachkriegsösterreich ist endgültig vorbei."(nik, derStandard.at, 18.6.2010/ergänzt mit APA)

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