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Grafik: Archiv

Das Unternehmen Sencha  hat mit "Sencha Touch" ein HTML5-Entwicklerframework vorgestellt, das einen Angriff auf die App-Marktplätze diverser Smartphone-Plattformen darstellt. "Wir sind überzeugt, dass eine Mehrheit der heutigen Handy-Apps mit Sencha Touch realisiert und als reine Web-Apps bereitgestellt werden kann", so das Unternehmen. Damit wären die Download-Angebote von Apple, Google und anderen weitgehend überflüssig.

Laut der Unternehmensberatung Frost & Sullivan sind App-Stores eine Goldgrube. Doch HTML5 sieht man durchaus als Gefahr. "Um ein breites Publikum zu erreichen, müssen Entwickler Apps für verschiedene Plattformen schreiben, was zusätzliche Kosten bedeutet. Das mobile Web bietet sich als Lösung an", erklärt Saverio Romeo, Senior Industry Analyst für Mobile Communications Practice. Allerdings hat der App-Kampf nicht nur technologische Aspekte.

Leistungsfähiges HTML5

"Mozilla hat schon vor einiger Zeit gesagt, dass das Web die offene Plattform für Entwickler und Anwender ist, bei der es keinerlei Einschränkungen gibt", meint Romeo. Denn Entwickler können Apps in Web-Programmiersprachen wie HTML5 schreiben und User können diese unabhängig von der Geräteplattform nutzen. Diesen Vorteil betont auch Sencha und verweist außerdem darauf, dass sich Nutzer bei Web-Apps nie mit veralteten Versionen herumärgern müssen. Sie greifen immer auf die zuletzt veröffentlichte Form der App zu.

Eben diese Vorteile soll Sencha Touch erschließen. Dem Unternehmen zufolge bietet das Entwicklerframework umfangreiche Möglichkeiten. Unter anderem können Apps Offline-Funktionalität haben und einfach HTML5-Geopositionierung nutzen. Außerdem wird auf die Layout-Möglichkeiten von CSS3 gesetzt. Zwar räumt Sencha ein, dass gewisse Apps wie beispielsweise jene, die Zugriff auf die Kamera erfordern, derzeit nicht ohne ein natives Shell auskommen. Allerdings geht das Unternehmen angesichts aktueller Industrietrends davon aus, dass sich auch das noch ändern wird.

Apples Markenmacht

Während Apple gerade HTML5 als den offenen Flash-Killer anpreist, könnte also durch eben diesen Webstandard auch das App-Store-Modell unter Druck geraten. "Allerdings wird dieser Kampf nicht nur auf technischer Ebene geführt. Branding- und Marketingfragen sind ebenso entscheidend", sagt Romeo. Es sehe bislang nicht so aus, als seien Mobile-Web-Unternehmen in der Lage, Apples Markenmacht viel entgegensetzen. "Aus Branding-Sicht ist Apple bislang Kaiser", so der Analyst.

Es wird sich also weisen müssen, ob ein Framework wie das als Beta erschienene Sencha Touch Apple und anderen Größen wie Google oder Nokia beim großen App-Geschäft dazwischenfunken kann. 'Ja, das mobile Web ist eine große Gefahr für die App Stores. Aber erst eine Kombination aus Technologie, Geschäftsmodell und Branding wird eine wirkliche Bedrohung darstellen", fasst Romeo abschließend zusammen. (pte)