1987 wurde die Skulptur vor dem Austria Center neben der Uno-City aufgestellt.

Foto: Bechtold

Im Jänner 2010 bohrte man die Steine an.

Foto: Bechtold

Die Ausbohrungen.

Foto: Bechtold

Wien - Im April 1987 wurde vor dem Austria Center Vienna eine "interkontinentale Skulptur" des Vorarlberger Künstlers Gottfried Bechtold aufgestellt, die ein klein wenig an Stonehenge erinnert. Denn sie besteht aus fünf Monolithen, die ein regelmäßiges Fünfeck bilden. Bechtold scheute Mitte der 80er-Jahre keine Strapazen, die Steine - jeder ist 60 bis 100 Tonnen schwer - in Marokko, Brasilien und anderswo aufzuspüren und nach Wien zu transportieren: Sie repräsentieren die bewohnten Kontinente Afrika, Australien, Eurasien, Nord- und Südamerika.

Eigentlich sollten die Steine durch Laserstrahlen miteinander verbunden werden. Aus Kostengründen wurde dieser zweite, essenzielle Teil der Skulptur Licht-Steine aber nie realisiert, was Bechtold, der den Wettbewerb um die Vorplatzgestaltung gewonnen hatte, immer wieder kritisierte.

Im Jänner dieses Jahres wurde auf Geheiß von Thomas Rupperti, dem Alleinvorstand des ACV, die Skulptur demontiert und der Öffentlichkeit entzogen. Den Künstler informierte man nicht über die Entscheidung - und man fragte ihn auch nicht um Rat: Man bohrte einfach Löcher mit bis zu 20 Zentimetern Durchmesser in die Steine, es kam zu Abplatzungen, der brasilianische Stein wurde komplett gespalten. Bechtold ist erbost: Seiner Meinung nach wurde "das Kunstwerk zerstört".

Rupperti weigerte sich, mit dem 'Standard' zu sprechen - und verwies auf Rudolf Lessiak, den Anwalt der Internationales Amtssitz- und Konferenzzentrum Wien AG, die das Austria Center gepachtet hat. Laut diesem habe der Vorplatz saniert werden müssen: "Diese Sanierung ist aus technischen Gründen (dazu gibt es ein Gutachten) nur möglich, wenn die Skulptur entfernt wird. Daher hatte mich die IAKW AG gefragt, ob aus juristischer Sicht eine Entfernung der Skulptur zulässig sei. Die IAKW AG hat die Skulptur beauftragt und bezahlt. Da sie daher Eigentümerin der Skulptur ist, habe ich geantwortet, dass es ihr freistehe, sie zu entfernen. Die Skulptur wird derzeit an einem anderen Ort gelagert. Es kann keine Rede davon sein, dass die Skulptur zerstört worden wäre."

Bechtold widerspricht. Er wurde von einem Passanten über die Demontage informiert - und weil er gerade in Wien war, eilte er zum Austria Center. Die Arbeiten ließen sich aber nicht mehr stoppen.

"Man hätte sich fragen müssen, wie ich es geschafft habe, die Steine aus aller Welt ohne Bohrungen und Beschädigungen herzubringen", argumentiert Bechtold. Er hatte eben auf eine jahrtausendealte Technik zurückgegriffen: Auf der Unterseite der Steine gibt es Glockenlöcher, in denen sich die ankerartige Bauglocke verkeilen kann. Im Hohlraum des afrikanischen Steins hatte Bechtold zudem eine Glocke deponiert. Er überlegt nun rechtliche Schritte. (Thomas Trenkler / DER STANDARD, Printausgabe, 18.6.2010)