Beim EU-Gipfel wurde der Eindruck erweckt, die Finanztransaktionssteuer sei der Stein der Weisen im Kampf gegen Spekulation und Finanzmarktexzesse. Frei nach Robin Hood schröpfen die europäischen Helden die Reichen und verteilen das Geld unter den Armen. Über Probleme der Abgabe wird nicht so gern gesprochen. Die sind allerdings gar nicht so klein, als dass man sie unter den Teppich kehren könnte.

Die nach ihrem "Erfinder" auch Tobin-Tax genannte Steuer trifft viel stärker als jede andere Belastung der Banken die Kunden. Sie stellt nämlich eine Art Umsatzsteuer dar, die schon aus Prinzip vom Verbraucher gezahlt wird. Letztlich wird der Finanzsektor zwar auch andere Formen von Abgaben überwälzen, doch ist es auch eine Frage des Wettbewerbs, der Preiserhöhungen zulässt oder nicht.

Zudem ist die Gefahr eines Alleingangs bei der Finanztransaktionssteuer weit größer als bei anderen Abgaben, weil mit Derivaten, Aktien oder Anleihen überall gehandelt werden kann. Schweden hat mit der nationalen Einführung in den 80er-Jahren ein blaues Wunder erlebt - der Handel brach ein, das Steueraufkommen war mickrig. Das alles heißt nicht, dass die Tobin-Tax abwegig wäre und die EU sie nicht verfolgen sollte. Aber ihre Probleme sind so groß, dass sie angesprochen werden sollten. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.6.2006)