London - Die Regierung Cameron kann sich über die Einführung einer Boni-Steuer durch das abgewählte Labour-Kabinett freuen. Vor allem US-Banken greifen wegen der hohen variablen Gehaltsbestandteile tief in die Tasche. Allein im zweiten Quartal werden die Wall-Street-Banken voraussichtlich zwei Mrd. Dollar an den Fiskus überweisen. Allein bei Goldman Sachs dürfte sich der Aufwand auf mindestens 600 Mio. Dollar belaufen.

Großbritannien wird aus der Boni-Steuer weit höhere Einnahmen als ursprünglich angenommen lukrieren. Das Finanzministerium rechnet nun mit rund 2,5 Mrd. Pfund (rund drei Mrd. Euro). Die erste Schätzung war von 555 Mio. Pfund ausgegangen. Die Steuer hat damit nicht zu dem von Kritikern befürchteten Schaden für den Finanzplatz London geführt - aber auch nicht, wie von Befürwortern erhofft, zu maßgeblichen Veränderungen der Bezahlungskultur. Exzessive Boni gelten als eine Ursache der Finanzkrise. Die einmalig zu zahlende Abgabe beläuft sich auf 50 Prozent. Sie trifft alle in Großbritannien ausgeschütteten Bonuszahlungen von mehr als 25.000 Pfund, auch jene, die in Aktien gezahlt werden. Die US-Banken sind über ihre britischen Tochtergesellschaften betroffen. Analysten schätzen, dass die Steuer bei Citigroup, JPMorgan und Bank of America die jeweiligen Gewinne je Aktie um zehn Prozent oder mehr drücken wird. Grund: Die meisten amerikanischen Institute zahlen den vollen Betrag. (DER STANDARD; Print-Ausgabe, 18.6.2010)