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Feldherren-Arbeit.

Foto: Reuters

Durban - Aufgrund mangelnder Effizienz musste sich Europameister Spanien am Mittwoch in Durban der extrem defensiv eingestellten Schweiz mit 0:1 geschlagen geben. "Es ist ein Hindernis aufgetreten, aber wir werden es in den nächsten beiden Spielen überqueren", meinte Trainer Vicente Del Bosque, der also weiterhin mit dem Weiterkommen rechnet.

Die Spanier hatten mit 63 Prozent deutlich mehr Ballbesitz und waren klar feldüberlegen, konnten aber daraus kein Kapital schlagen. "Wir hatten Corner, Standardsituationen, genügend Möglichkeiten, um Tore zu schießen, aber heute war nicht unser Tag", resümierte Del Bosque. Der Teamchef war angesichts der vergebenen Chancen "natürlich verärgert".

Kritik an der Aufstellung mit David Villa als nominell einziger Spitze ließ der 59-Jährige nicht gelten. "Wir spielen schon lange unseren Stil und der war bisher auch erfolgreich", sagte Del Bosque. In der zweiten Hälfte hatte Einwechslung der drei Offensivspieler Fernando Torres, Jesus Navas und Pedro zwar mehr Schwung aber nicht den angestrebten Tor-Erfolg blieb aus. Bei der besten Chance traf Xabi Alonso in der 70. Minute nur die Latte.

"Sie haben gut verteidigt und die Flanken sehr effektiv abgewehrt. Sie hatten Glück, aber das Unglaubliche daran ist, dass sie auch noch ein zweites Tor schießen hätten können", kritisierte Del Bosque seine Hintermannschaft. Tatsächlich klatschte der Schuss von  Eren Derdiyok nach schönem Dribbling an die Stange (74.).

In den ausstehenden beiden Gruppenspielen sind für die Spanier nun zwei Siege wohl Pflicht. "Wir werden um unsere Chance kämpfen", blickte Del Bosque optimistisch in die Zukunft. Genauso wie Sergio Busquets, der betonte: "Wir werden die beiden ausstehenden Gruppenspiele gewinnen und dem Land noch viel Freude machen." Auch die spanische Presse war guter Hoffnung. "Wir können es noch schaffen", titelte etwa die "Marca" am Donnerstag.

Die Spieler sind zum Teil sogar froh, dass das Herbeireden des ersten WM-Titel für Spaniens erst einmal unterbrochen scheint. "Ab jetzt hört der Unsinn auf, dass wir die Favoriten für den Titel sind", meinte Gerard Pique. "Eins ist klar: Die restlichen Spiele müssem jetzt gewonnen werden", weiß aber auch Torhüter Casillas.

Die Schweizer wurden von Ottmar Hitzfeld vor einem Freudentaumel bewahrt. "Es ist großartig, das Turnier mit drei Punkten gegen einen der großen WM-Favoriten, zu beginnen", meinte Teamchef zwar. Und hob die historische Dimension des ersten Schweizer Erfolgs gegen die Spanier im 19. Duell hevor. "Wir haben Geschichte geschrieben und sind sehr glücklich über dieses unerwartete Geschenk", sagte Hitzfeld. Doch er wusste auch: "Erreicht ist noch nichts. Der Sieg ist wenig wert, wenn wir gegen Chile verlieren. Wenn wir gegen die Chilenen bestehen wollen, müssen wir uns nochmals steigern", betonte Hitzfeld.

Die Eidgenossen hatten die taktischen Vorgaben ihres Trainers genau eingehalten und waren mit ihrer extrem defensiven Ausrichtung schlussendlich erfolgreich. "Wir waren perfekt organisiert, haben kein Pressing gespielt, um Kräfte zu sparen, und auf Konter gelauert", fasste Hitzfeld zusammen. Das sei gegen den Europameister das einzig mögliche Erfolgsrezept gewesen. "Wenn man gegen Spanien mitspielen will, hat man keine Chance", sagte der ehemalige Bayern-Coach, der neben Torschütze Gelson Fernandes auch Goalie Diego Benaglio lobend hervorhob.

Die Spieler wussten, dass ein Teil des Erfolgs auch ihrem Betreuer gehörte. "Wir verdanken den Sieg unserem Trainer. Er hat uns viel Selbstvertrauen gegeben und uns gesagt, was wir machen müssen. Wir haben die Anweisungen befolgt und gewonnen", sagte der agile Derdiyok, der den entscheidenden Treffer vorbereitet hatte und für den mit dem Sieg "ein Traum" in Erfüllung gegangen ist.

Die Schweizer reisen jetzt mit viel Selbstvertrauen zum Spiel gegen Chile.  Nicht mit dabei sein könnte Philippe Senderos, der sich im Spiel eine Knöchelverletzung zuzog. Die Schweizer haben in der Partie am Montag (16.00 Uhr) auch die Chance, einen WM-Rekord aufzustellen, sollten sie zumindest bis zur 67. Minute ohne Gegentreffer bleiben. Die aktuelle Rekordmarke hält Italien mit 550 Minuten, die Schweizer halten aktuell bei 484 Minuten.

Die Spanier bekommen es am Montag (20.30) im Abendspiel mit dem ebenfalls zum Auftakt unterlegenen Team von Honduras zu tun. (APA/Reuters/sid/red)