Hermann Nitschs "Das letzte Abendmahl"

Foto: Weihergut

Salzburg - Eine an Edvard Munchs Der Schrei angelehnte Hommage des italienischen Künstlers Jannis Kounellis ist eine der beeindruckendsten Werke der Ausstellung retro.perspektive in der vor 30 Jahren gegründeten Galerie Weihergut. Und zugleich spiegelt die Arbeit zentrale Elemente des Galerieprogramms: Raum, Zeit, Glaube, Leben, Tod als seinsphilosophische Fragen.

Keine herkömmliche Jubiläumsausstellung habe er machen wollen, sagt Michael Karrer, seit 2003 Leiter der Stammgalerie in der Biberngasse im südlichen Salzburg. Vielmehr soll es eine Werkschau sein, die eine Reflexion über die Vergangenheit (rund 400 Ausstellungen wurden an beiden Galeriestandorten gezeigt) zulässt und ebenso eine Auseinandersetzung mit der künftigen Positionierung der Galerie ermöglicht. Die Vergangenheit dokumentieren Rasps Bootsformen, Kounellis Hommage an Munch sowie Hermann Nitschs Grafik Das letzte Abendmahl und sein Malhemd im Kreuzkasten. Gemeinsam mit Jaume Plensas Triptychon zum Thema Menschenrechtskonvention verwandeln diese Meisterwerke den ersten Stock in einen Sakralraum.

Neben etablierten Positionen von Arnulf Rainer, Joseph Beuys, Christian Boltanski und Christo & Jeanne Claude zeigen minimalistische Arbeiten etwa von Franz Graf und Rudi Stanzel sowie der Salzburger Künstler Veronika Erhardt und Christian Ecker, wo und wie Karrer die Galerie künftig zu positionieren gedenkt: zwischen Galerie und Kunstraum oszillierend und auf Reduktion setzend. Statt 50 gibt es nur mehr rund zehn Stammkünstler, figurative Kunst ist aus dem Programm eliminiert. 2011 wird der Wandel vollends vollzogen, der Standort in der zentrumsnahen Linzergasse bekommt einen neuen Namen. (Christian Weingartner / DER STANDARD, Printausgabe, 17.6.2010)