Während die einen bei der WM mit fiebern, gehen die anderen auf die Piste. Via Web-Cam kann die Schneelage vorab begutachtet werden.

Foto: Ski Resort Tiffindell

Tiffendel - Während Zehntausende WM-Touristen aus aller Welt zu Afrikas erster Fußball-Fiesta ans Kap reisen, sind mehrere Südafrikaner mit Ski-Brettern auf dem Autodach nach Tiffindell unterwegs. "Unsere Saison hat begonnen, seit vergangener Woche liegt ordentlich Schnee auf der Piste und die ersten Gäste treffen ein", erzählte Stephen Beak. Seit zehn Jahren habe es nicht mehr soviel Schnee gegeben, betont der Südafrikaner. Er arbeitet für eine Firma, die in Tiffindell - einem Ort zwischen den 3.000er-Gipfeln der Drakensberge - Südafrikas ältestes Skigebiet betreibt.

Seit 1994 vergnügen sich dort Tagestouristen und Urlauber. Ein findiger Ski-Ausrüster aus Johannesburg hatte das Projekt lanciert, um seine Landsleute fürs Skifahren zu begeistern. Viele davon lernten in einer Halle auf einem rotierenden Teppich zunächst den perfekten Schwung. "Wir haben aus diversen Gründen für die Zeit der WM unsere Preise nicht angehoben", sagte Beak.

Eine Übernachtung in einem der Chalets mit Vollverpflegung, Skipass sowie Miete für Skier und Winterkleidung kostet 1.650 Rand pro Person (175 Euro). WM-Touristen sind bisher noch selten - die Saison habe ja gerade erst begonnen, betonte Beak. Anders sieht es dagegen im nur wenige Kilometer entfernten Berg-Königreich Lesotho aus. Dort existiert mit dem 2005 aufgebauten "Afri-Ski" das nach Betreiberangaben größte Ski-Paradies Schwarzafrikas, der Pitztaler Peter Schultes steckt hinter dem Projekt.

"Wir haben seit zwei Wochen geöffnet - und es gibt eine lebhafte Nachfrage", erklärte Mitarbeiterin Nikki Guy. Obwohl die Mehrzahl der Ski-Gäste aus dem WM-Gastland stammt, gebe es auch WM-Touristen. Guy: "Vor allem Brasilianer sind dabei, auch Amerikaner und einige Briten." WM-Sonderangebote gibt es auch hier nicht: Die günstigste Variante in einer Art Jugendherberge kostet rund 39 Euro pro Nacht und Person, die teuerste im Chalet etwa 173 Euro.

Die Anlage in dem von Südafrika umschlossenen Königreich liegt mit knapp 3.300 Metern Höhe selbst für afrikanische Verhältnisse im schneesicheren Bereich. Pro Jahr kommen rund 15.000 Besucher, um die etwa einen Kilometer lange und 500 Meter breite Piste herunter zu brettern. Beim Glühwein in der Apres-Ski-Bar wird ausgelassen gefeiert - und im TV das Geschehen bei der WM im Auge behalten.

Obwohl die Schneefälle ergiebig waren, stehen Schneekanonen in beiden Skigebieten für alle Fälle bereit. Geländewagen sind nicht nötig - es gibt einen Shuttle-Service. Eine neuartige Erfindung ist Wintersport im südlichen Afrika nicht: Bereits in den 1920er-Jahren genossen britische Einwanderer in zünftigen Knickerbocker-Hosen und auf Holzlatten in den Drakensbergen den Neuschnee. (APA)