Grand Isle / Berlin - Die Ölpest hat nicht nur die Touristen von vielen Stränden der US-Golfküste vertrieben, sondern auch andere existenzielle Ängste in der Region aufgeworfen. Schließlich hat Barack Obama unter anderem einen sechsmonatigen Bohrstopp in der gesamten Meeresregion verordnet - und trotz des offensichtlichen Fiaskos fordern immer mehr US-Bürger der Region, dass weitergebohrt wird: Im Bewusstsein ihrer Abhängigkeit von der Ölindustrie fürchten sie um ihre Zukunft.

"Das war ein Tiefschlag", sagt etwa der Landrat des Landkreises Terrebone (Louisiana), Michel Claudet. "Ich habe noch keinen Menschen getroffen, der von der Ölpest betroffen ist und das Moratorium unterstützt." Etwa 60 Prozent der Wirtschaftsleistung in seinem Landkreis seien vom Ölsektor abhängig.

Ölknappheit als Folge

Ein Förderverbot für Öl aus der Tiefsee als Konsequenz der Ölkatastrophe im Golf könnte zu Ölknappheit führen. "Ohne Tiefsee-Bohrungen wird die steigende Ölnachfrage nicht zu decken sein", sagte Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung laut Bild: "Uns droht eine Energiekrise."

Darüber hinaus würden bei einem Förderverbot auch die Benzinpreise steigen. "Es ist damit zu rechnen, dass der Ölpreis spürbar steigen wird." (AFP, red/DER STANDARD, Printausgabe, 16. Juni 2010)