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Eine Ölwelle schwappt an den Orange Beach in Alabama - Die betroffenen Bundesstaaten erhöhten ihre Entschädigungsforderungen

Foto: AP Photo/Dave Martin

Washington - Öl aus dem beschädigten Bohrloch im Golf von Mexiko könnte als Benzin oder Diesel aus den Zapfsäulen rinnen. BP kündigte an, das aufgefangene Öl zu verkaufen und die Einnahmen für den Schutz und die Wiederherstellung der Lebensräume entlang der Golfküste zu spenden. Einzelheiten teilte das Unternehmen nicht mit. Auch ist bisher nicht klar, wie viel Geld durch den Verkauf des Öls zusammenkommen würde.

"Öl ist Öl", sagte Julius Langlinais, emeritierter Professor der Louisiana State University. "Es ist kein Stempel drauf. Es sind die gleichen Moleküle." Der Chef der Küstenwache und oberste Krisenmanager, Admiral Thad Allen, schätzt, dass bisher 15 Millionen Liter aus dem Leck gesaugt wurden. Weitere 68 Millionen Liter wurden von der Meeresoberfläche abgeschöpft. Diese Flüssigkeit besteht allerdings meist nur zu zehn bis 15 Prozent aus Öl.

BP-Sprecher Mark Proegler sagte, noch werde nach einem Käufer für das Öl aus dem Golf gesucht. Möglicherweise wird das Öl nicht direkt an eine Raffinerie verkauft, sondern geht an einen anderen Ölkonzern oder an einen Zwischenhändler. Wenn das Öl dann eine Raffinerie erreicht, kann es zu Benzin, Diesel, Heizöl, Asphalt und Plastik verarbeitet werden.

Neues Ultimatum

Die USA stellten am Wochenende BP ein neues 48-Stunden-Ultimatum, weitere Maßnahmen zum Auffangen des ausströmenden Öls aufzuzeigen. Die bisherigen Pläne des Erdölkonzerns reichten nicht aus, hieß es in dem Schreiben eines hochrangigen Vertreters der US-Küstenwache vom 11. Juni an BP.

US-Präsident Barack Obama hat am Samstag in einem Telefonat mit dem britischen Premierminister David Cameron darauf bestanden, dass BP für die Folgen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko aufkommt. Obama habe Cameron gesagt, dass der britische Konzern für die Aufräumarbeiten zahlen und "zehntausende" Schadenersatzansprüche begleichen müsse, sagte ein Vertreter der US-Regierung am Samstag. Zudem müsse BP alles tun, um das Öl aufzufangen und das Leck abzudichten.

Obama habe in dem Gespräch klargemacht, dass sein Frust über BP nichts mit nationalen Gefühlen zu tun habe und er kein Interesse daran habe, den Marktwert des Konzerns zu untergraben, hieß es in einer von Camerons Büro veröffentlichten Stellungnahme.

Laut einem Bericht des Wall Street Journal haben die betroffenen US-Bundesstaaten ihre Entschädigungsforderungen mittlerweile erhöht. Einem Analysten zufolge rechnet der Konzern selbst bisher mit Gesamtkosten von drei bis sechs Milliarden Dollar für die Folgen der Ölpest.

Unterdessen gibt es täglich neue Vorschläge, wie man des Öls Herr werden könnte. Senator Chuck Grassley aus Iowa ist überzeugt, das richtige Rezept zu haben. "Es gibt einen Prozess beim Bierbrauen, ich weiß nicht, ob es Hefe ist? Man kann diese mikroskopischen Dinge ins Öl tun, und sie sterben, und alles, was dann noch übrigbleibt, ist etwas Methangas", sagte der Republikaner kürzlich vor Reportern. "Was will er - das Meer betrunken machen, damit es das Öl herauskotzt?", spöttelte daraufhin der prominente TV-Politsatiriker Jon Stewart. (DER STANDARD, Printausgabe, 14. Juni 2010)