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In ganz Hongkong werden Parks, Straßen und Gebäude gereinigt, um die Seuche einzudämmen

Foto: APA/AFP/Aljibe

Singapur - Die Lungenseuche SARS könnte sich nach Einschätzung des Ministerpräsidenten von Singapur zur schwersten Krise in der Geschichte des Stadtstaats entwickeln. In Hongkong erlagen der Krankheit am Samstag zwölf weitere Menschen - seit dem Ausbruch von SARS starben noch nie so viele Patienten an einem einzelnen Tag. Der chinesische Ministerpräsident Wen Jibao warnte die Behörden davor, Krankheitsfälle zu vertuschen. Unterdessen erwog Vietnam, alle Grenzübergänge zu China zu schließen.

"Wenn es uns nicht gelingt, SARS einzudämmen, könnte es sich zur schwersten Krise entwickeln, die unser Land je durchgemacht hat", sagte der Ministerpräsident von Singapur Goh Chok Tong am Samstag. In dem Stadtstaat sind bisher 16 Menschen an der Lungenkrankheit gestorben, 172 haben sich infiziert. Weltweit erlagen der Krankheit mindestens 185 von über 3.000 Infizierten. Laut Goh hat die Epidemie in Singapur außerdem wirtschaftlichen Schaden im Umfang von umgerechnet 775 Millionen Euro verursacht. Er kündigte eine weitere Verschärfung der Quarantänebestimmungen an. Geplant sei, einen Ausbruch aus der Quarantäne wie in Hongkong mit Freiheits- oder Geldstrafen zu ahnden.

Schnelle Verbreitung

Hongkong ist derzeit die am schwersten von SARS betroffene Region, die Zahl der Opfer stieg am Samstag auf 81. Während 68 Prozent der Verstorbenen nach Angaben eines Krankenhausberaters neben SARS an chronischen Krankheiten litten, waren unter den letzten Todesfällen mehrere Patienten mit scheinbar guten Überlebenschancen. Zudem verbreitet sich die Krankheit in Hongkong weiterhin schnell, mit 31 Neuinfektionen am Samstag stieg die Zahl der Krankheitsfälle auf 1.358.

Die Gesundheitsbehörden starteten eine allgemeine Reinigungsaktion. Öffentlichkeitswirksam schrubbte der Gesundheitsbeauftragte Yeoh Eng Kiong eigenhändig einen Gemüsemarkt. Vor allem ältere Gebäude und Alleen sollen gereinigt werden, in denen nicht so häufig Putzkolonnen unterwegs sind wie in den Bürohochhäusern und teuren Wohngebieten. In den Wolkenkratzern werden Fahrstühle und Türklinken mittlerweile mehrmals täglich desinfiziert.

Der chinesische Ministerpräsident Wen Jibao drohte am Samstag nach Berichten staatlicher Medien mit Strafen, falls Verantwortliche Krankheitsfälle verschwiegen. Wegen seiner restriktiven Informationspolitik wird China mangelnde Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Nachbarländern vorgeworfen. Am Samstag wurde der 67. Todesfall gemeldet, fast 1.500 Chinesen auf dem Festland sind an SARS erkrankt.

Vietnam erwägt Berichten staatlicher Medien zufolge, seine Grenze zu China komplett abzuriegeln. Die Behörden befürchten, angesichts des regen Grenzverkehrs mit den Gesundheitskontrollen nicht nachzukommen.

Unterdessen entfloh Indonesiens einziger Verdachtsfall, ein Brite, nach Hongkong, wie das Gesundheitsministerium in Jakarta mitteilte. Der 47-Jährige habe die Anordnung missachtet, nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus zwei Wochen lang zu Hause zu bleiben. Das Ministerium informierte die zuständige Fluggesellschaft, die britische Botschaft und die Hongkonger Behörden.

In Indien wurde der zweite SARS-Patient gemeldet. Laut Medienberichten war der Neuseeländer am Mittwoch aus Thailand eingereist. Ungeachtet dessen erklärte Bangkok Thailand für SARS-frei. Die letzten fünf Patienten seien geheilt. (APA/AP)