Köln - Der Großteil der aus irakischen Museen gestohlenen Kunstwerke wird nach Expertenmeinung auf dem internationalen Kunstmarkt auftauchen. "Das zeigen unsere Erfahrungen auch aus dem ersten Golfkrieg", sagte am Samstag die Geschäftsführerin des "Art Loss Registers" (ALR) in Köln, Ulli Seegers. Das ALR besitzt die weltweit größte private Datenbank mit insgesamt 130.000 gestohlenen, vermissten oder geplünderten Kunstwerken. Die Organisation prüft für Museen, Galeristen, Versicherer, Auktionshäuser und private Käufer die Unbedenklichkeit von Kunstwerken.

Nach Seegers Ansicht ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Kunstwerke von Menschen aus den Museen geraubt wurden, um sie zu behalten, sehr gering. "Die Museen würden nicht geplündert, wenn es keinen internationalen Markt für die Gegenstände gäbe. Wenn jemand die Kunstwerke für sich behalten würde, hätte er sie nur aus einer privaten Sammlerleidenschaft heraus gestohlen. Das kommt aber sehr selten vor. Den Plünderern geht es meistens ums Geld."

Kunstmarkt wird überprüft

Nach Angaben von Seegers wartet das ALR zunächst auf eine offizielle Meldung der vermissten Kunstwerke von Seiten der irakischen Behörden. Anschließend werde der gesamte internationale Kunstmarkt systematisch nach den verlorenen Gegenständen überprüft. "Ob Messen oder Auktionen - wir überprüfen alles", sagte Seegers. Dabei gehörten nicht nur Kunstwerke zu dem Datenbankbestand des ALR, sondern auch archäologische Funde. Sie räumte ein, dass es oft Jahre dauern könnte, bis ein Kunstwerk auf dem Markt angeboten werde. Die Aufklärungsquote von ALR liege bei 25 Prozent.

Der Kunstmarkt im deutschsprachigen Raum wird von der ALR-Filiale in Köln von vier Detektiven beobachtet. Die Londoner Zentrale der 1991 gegründeten Organisation ist mit zehn, die New Yorker Dependance mit fünf Detektiven besetzt. In St. Petersburg arbeitet derzeit eine ALR-Mitarbeiterin. (APA/dpa)