Die Kassiererin Emmely hat letztlich doch Glück gehabt. Das deutsche Bundesarbeitsgericht hob ihre fristlose Kündigung wegen Veruntreuung von zwei Pfandbons im Wert von 1,30 Euro auf. Zwar sei dadurch das Vertrauensverhältnis zur Supermarktkette "belastet", fand das Gericht. Frau Emmely habe aber durch ihre 31-jährige Betriebszugehörigkeit einen "Vertrauensvorrat" erarbeitet, der durch die einmalige Verfehlung nicht vollständig zerstört sein.

Wie schön. Die Gerechtigkeit siegt am Ende doch - und das werden wir sicher auch bei all den Bankern erleben, die ihre Institute in Milliardenverluste hineingeritten haben und bisher mit Abfertigungen und Boni davongekommen sind.Wir werden sicher auch noch erleben, dass die österreichische Justiz dazukommt, gegen jene Banker und Politiker, die die Beinahe-Milliardenpleite der Hypo Kärnten verursacht haben, etwas intensiver vorzugehen. Im Moment ist die Justiz ja leider damit beschäftigt, den einzigen Banker, der momentan sitzt, nicht aus der nunmehr ins vierte Jahr gehende U-Haft zu entlassen. Es könnte ja sein, dass er, dessen Verurteilung eine Richterin zur Justizministerin und einen Staatsanwalt zu ihrem mächtigen Kabinettschef gemacht hat, mitsamt seinen lebensbedrohlichen Krankheiten und seinem Vertrauensarzt nach Patagonien entflieht.

Man muss nur geduldig warten können. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 12.6.2010)