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Wien - Anfang Juni ist der Ägyptologe Manfred Bietak in die französische Akademie der Inschriften und Literatur (Académie des Inscriptions et Belles-Lettres) aufgenommen worden, gab die Universität Wien am Freitag in einer Aussendung bekannt. Zudem wurde der emeritierte Professor für Ägyptologie und Vorstand des Vienna Institute of Archaeological Science der Universität Wien am World Heritage Day im April von der Republik Ägypten für seine Forschungsarbeiten geehrt.

Akademie

Die Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, die sich mit Sprachen, Geschichte, Kultur und Kunst beschäftigt, besteht heute aus 55 französischen und 40 assoziierten ausländischen Mitgliedern. Hinzu kommen je 50 französische und ausländische korrespondierende Mitglieder. Die Mitglieder werden auf Lebenszeit gewählt. Wird ein Sitz vakant, machen die Mitglieder der Académie Vorschläge und wählen das neue Mitglied in geheimer Wahl. Das trifft sowohl für die ordentlichen französischen als auch für die assoziierten ausländischen Mitglieder zu. Der französische Staatsmann Jean-Baptiste Colbert gründete 1663 die Akademie, die neben der Académie française, der Académie des sciences, der Académie des beaux-arts und der Académie des sciences morales et politiques einer der fünf Teile des Institut de France ist.

Aus der Hand von Manfred Bietak stammen 16 Monographien und über 200 Artikel in wissenschaftlichen Fachzeitschriften, die für seine Wahl in das Institut de France ausschlaggebend waren, so die Begründung der Akademie.

Grabungen und weitere Auszeichnung

Manfred Bietak, geb. 1940 in Wien, studierte an der Universität Wien Ägyptologie. In den 1960ern hatte er von Karl Kromer die österreichischen Rettungsgrabungen in Nubien übernommen. Die Ausgrabungen in Tell el-Dab'a im östlichen Nildelta 1966 bis 2009 waren sein Lebenswerk, gab die Universität bekannt. Höhepunkt seiner Karriere war die Identifizierung der Hyksos-Hauptstadt Avaris und der biblischen Ramses-Stadt (Pi-Ramesse). Besonders bedeutend war ebenso die Freilegung eines Palastes aus der Tuthmosidenzeit mit minoischen Wandmalereien und in jüngerer Zeit die Ausgrabung des Palastes des Hyksos Chian; darüber hinaus der Nachweis, dass die Briefdiplomatie in Keilschrift mit fernen Ländern wie Babylonien eine Errungenschaft der Hyksos lange vor der Amarnazeit gewesen ist. Es gilt heute auch als erwiesen, dass Tell el-Dab'a mit der großen Militär- und Marinestation Peru-nefer von Thutmosis III. und Amenophis II. zu identifizieren ist. Für seine Forschungsleistungen in Tell el-Dab'a erhielt Bietak neben sechs weiteren, internationalen Ägyptologen am "World Heritage Day" (18. April) von der Republik Ägypten eine Ehrenmedaille.

Bietak ist Mitglied zahlreicher Forschungseinrichtungen. Die neuen Auszeichnungen reihen sich in eine Reihe von Preisen ein, u.a. dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. (red)