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Der Jangtse in China: An den Ufern des 6.300 Kilometer langen Flusses leben 400 Millionen Menschen.

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Der chinesische Flussdelfin im Jangtse soll ausgestorben sein, das letzte Mal wurde er vor acht Jahren gesichtet.

Foto: APA/baiji.org Foundation

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Dem Bau des Drei-Schluchten-Staudammes mussten insgesamt 1,4 Millionen Menschen weichen. Sie wurden in schnell aufgezogene Wohnanlagen umgesiedelt.

Foto: EPA/Zhou Yin

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Auch traditionelle Häuser, die bis auf die Ming Dynastie (1368-1644) zurückgehen, wurden für den Bau des Dammes abgerissen.

Foto: EPA/Zhou Yin

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Seit zwei Jahren wird der 600 Kilometer lange Stausee mit Wasser gefüllt.

Foto: EPA/Andrew K.

Er zieht sich 6.300 Kilomer durch China und ist damit nach dem Amazonas und dem Nil der drittlängste Strom der Welt: Der Jangtsekiang oder Jangtse wird von den Einheimischen gerne "Chang Jiang" genannt, was so viel wie "Langer Strom" bedeutet. Aber weil an den Ufern des Flusses die unterschiedlichsten Völker leben, trägt er mehr als nur einen Namen: "Murmelnder Fluss" nennen ihn die Menschen zwischen den Gletschern, "Goldsand Strom" sagen die Bewohner dort, wo sich sein Wasser durch enge, felsige Schluchten schlängelt.

Quelle liegt in Tibet

Der Jangtse entspringt im Nordosten Tibets, mitten im Gebirge, wo Nomaden Schafe, Ziegen und Yaks hüten. Nach einer Weile erreicht das Wasser die gebirgige Grenze zwischen Tibet und der Provinz Sichuan, durchströmt ödes Hochland, zwängt sich weiter durch Felsenberge, um bis zu den berühmten drei Schluchten Qutang, Wuxia und Xiling zu gelangen. Vorbei an Reisfeldern, an Millionenstädten wie Shanghai, bis die Reise im Ostchinesischen Meer endet. Im Einzugsgebiet des Stromes leben rund 400 Millionen Menschen, ihnen dient der Fluss vor allem als Verkehrsader und als Fischfanggebiet.

600 Kilometer langer Stausee

Der berühmte Drei-Schluchten-Staudamm wurde gebaut, um Überschwemmungen unterhalb der drei Schluchten zu vermeiden. Zusätzlich entstand das größte Wasserkraftwerk der Welt. Startschuss für das Bauprojekt war 1993, seit 2008 wird der 600 Kilometer lange Stausee mit Wasser gefüllt und Elektrizität produziert. Dafür mussten aber 1,4 Millionen Menschen umgesiedelt werden. Erst im Jänner wurde bekannt, dass im Gebiet des Dammes weitere 300.000 Menschen ihre Heimat verlassen sollen. Das sei nötig, um einen ökologischen Schutzgürtel um das Wasserreservoir zu errichten.

Eigentlich hätte der Damm im November 2009 den vorgesehenen Wasserstand von 175 Metern und das Kraftwerk damit volle Kapazität erreichen sollen. Die Vollendung des Projekts wurde aber aufgeschoben, unterdessen warnten Fachleute vor einer wachsenden Gefahr von Erdrutschen: Alte Risse könnten sich auftun, wenn die Erde um den Damm durchnässt und instabil werde. Auch die 2.300 Meter breite und 185 Meter hohe Staumauer bei Yichang in der Provinz Hubei sorgt bei Kritikern für Unmut: Die Wasserqualität verschlechtere sich, die Ökosysteme von Feuchtgebieten und die Fischbestände seien beeinträchtigt worden.

Rätsel um Flussdelfin

Über die Sauberkeit des Flusses scheiden sich die Geister: Einerseits wird er immer stärker verschmutzt - allein im Jahr 2007 wurden 30,5 Milliarden Tonnen Müll und Abwässer hineingekippt, zwei Drittel davon stammten von der Industrie. Auf der anderen Seite haben Schweizer Wissenschaftler vor einigen Jahren vermeldet, dass der Jangtse weniger verschmutzt ist als befürchtet - dank seiner gewaltigen Wassermenge. Die Metallbelastung etwa sei noch geringer als vor 30 Jahren am Rhein, die Stickstoffmenge habe sich aber in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt.

Für Medienwirbel hat in den vergangenen Jahren auch immer wieder der chinesische Flussdelfin gesorgt, der ausgestorben sein soll. Der so genannte Jangtse-Delfin, auch Baiji genannt, wurde zum letzten Mal 2002 gesichtet, Gründe für das Verschwinden sind laut Forschern Überfischung, Umweltverschmutzung und der starke Frachtverkehr.

Noch ein Superlativ findet sich am Jangtse: Im Sommer 2008 wurde die Sutong-Brücke für den Verkehr freigegeben. Sie hat mit 1.088 Metern die weltweit größte Stützweite und ist insgesamt mehr als acht Kilometer lang. (mak, derStandard.at)