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Wien - Das 750 Milliarden Euro schwere Hilfspaket der Eurostaaten hat Anleger und Investoren nicht beruhigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg unter 1001 Analysten. Ein Drittel der Befragten geht davon aus, dass einzelne Eurostaaten in naher Zukunft aus der Währungsunion ausscheiden müssen, nur ein Fünftel rechnet nicht mit Staatspleiten in Europa.

In einer Kurzanalyse hat sich die Raiffeisen Zentralbank (RZB) nun angesehen, für wie lange die 750 Milliarden Euro eigentlich genau reichen würden, ausgewertet wurden nur die Zahlen für PIIGS, also für Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien.

Das Ergebnis: Für die kleineren Euroländer Irland, Portugal und Griechenland ist der Rettungsschirm allemal groß genug, sie könnten sich mit Geld aus demNotfalltopf ohne Probleme über die kommenden Jahre durchfinanzieren. Greift die Krise aber auch auf Spanien und Italien über, reichen die 750 Milliarden nicht einmal bis Ende 2011 (siehe Grafik). Das liege gar nicht so sehr an den hohen Schulden der untersuchten Staaten, sondern dass ein Großteil ihres Refinanzierungsbedarfs bereits in den nächsten Jahren anfalle, heißt es bei der RZB.

Ein bisschen nachgerechnet hat diese Woche auch die Royal Bank of Scotland (RBS) - und zwar ist sie der Frage nachgegangen, warum die Euroländer so viel Geld in die Waagschale werfen, um eine Pleite der südlichen Euroländer zu verhindern. Laut RBS schulden Spanien, Portugal und Griechenland ausländischen Anlegern (privaten als auch staatlichen) insgesamt 2000 Milliarden Euro, also weit mehr als bisher angenommen. Das sind immerhin mehr als 20 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung der Währungsunion.

Diese Verzahnung der internationaler Finanzinstitute mit den peripheren Eurostaaten und nicht etwa Befürchtungen vor einem Einbruch der Wirtschaft, sei der wahre Grund, weshalb der Rest der Eurozone Griechenland und Co. nicht pleite gehen lasse. (szi, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.6.2010)