Auslöser für Feigwarzen ist eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV).

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Wien  - Warzen im Genitalbereich betreffen jeden Zehnten irgendwann einmal im Leben. Den Stand der Therapie zu diesem leidigen Thema erörterten Experten in einer Pressekonferenz in Wien. Nach wie vor ist die Behandlung schwierig, zumal sie sich auf Symptome konzentriert und die Rückfallquote mit zehn bis 90 Prozent weiter sehr hoch ist. "Allerdings gibt es derzeit ein Umdenken weg von der operativen und hin zur örtlichen, äußeren Behandlung", berichtet Sepp Leodolter, Leiter der Gynäkologie und Onkologie der Universitätsklinik für Frauenheilkunde Wien.

Auslöser für Genitalwarzen, auch Feigwarzen genannt, ist eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV). Diese können sich bei engem Hautkontakt in kleine Hautverletzungen einnisten. Während befallene Hautzellen im Normalfall abgestoßen werden, beginnen sie bei einer Infektion zu wuchern und bilden Warzen. Bis zu deren Ausprägung kann es Wochen bis Jahre dauern. In Österreich dürfte es jedes Jahr zu 20.000 bis 30.000 neuen Fällen kommen. Sofern die Abheilung nicht spontan eintritt - was bei jedem Dritten der Fall ist - muss ärztlich behandelt werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Idealtherapie fehlt noch

Behandlungsformen gibt es viele - etwa destruktive wie die Entfernung durch Herausschneiden, Elektroaustik, CO2- oder Farbstofflaser, weiters chemische, immunmodulierende und antivirale Therapien. "Es gibt keine Therapie, die für jeden Erkrankungsfall ideal ist. Es bedarf stets einer individuellen Abstimmung an den Patient, Art und Stelle der Erkrankung sowie die Erfahrung des Arztes", betont der Grazer Umweltdermatologe Peter Komericki.

Eine Erweiterung des Instrumentariums bietet die seit heuer zugelassene Salbe Veregen mit einem Wirkstoff aus dem Grünen Tee. Aktuelle Studien am Berliner Charité-Krankenhaus bescheinigen ihr eine hohe Abheilungsrate von 60,7 Prozent und eine im Vergleich geringe Rückfallquote von 6,5 Prozent drei Monate nach Abheilung. "Die Salbe hemmt Proliferation, Oxidation, Tumorwachstum und Viren. Bisher bekannte mögliche Nebenwirkungen sind Irritationen an der Applikationsstelle", so der Hautspezialist.

Hoher Leidensdruck

Ernsthaft gefährlich sind Feigwarzen nicht, solange sie von gutartigen Virenstämmen ausgelöst werden. Dennoch bedeuten ihre Begleiterscheinungen wie Juckreiz, Blutungen, Ausfluss oder Brennen hohen Leidensdruck. "Betroffene unternehmen oft erst wegen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder sexueller Lustlosigkeit den Schritt zum Arzt. Dieses Tabu aufgrund von Ekel und Scham muss gebrochen werden - im Sinne der Heilung, jedoch auch der Partnerbeziehung", fordert die Sexualtherapeutin Elia Bragagna. Häufig zu beobachten sei bei Patienten Wut gegenüber dem Arzt aufgrund der hohen Rezidenz. "Schuldzuweisungen sind hier aber fehl am Platz", so die Expertin.

Spezielle Risikogruppen für Genitalwarzen gibt es nicht, allerdings treten sie gehäuft ab dem Eintrittsalter in die sexuelle Aktivität bis zum 45. Lebensjahr auf. "Die absolute und auch relative Häufigkeit dieser Erkrankung steigt, was vor allem auf die Veränderungen im Sexualverhalten zurückgehen dürfte", so Leodolter. Das Virus kann jedoch nicht nur durch Geschlechtsverkehr, sondern auch durch Schmierinfektionen, gemeinsames Baden oder kontaminierte Gegenstände übertragen werden. (pte)