Fahren mit Wasserstoff und Brennstoffzelle: Auch Kia glaubt, dass dies den übernächsten Schritt in der Evolution der Antriebstechnologien darstellt. Im Borrego FCEV arbeitet die Brennstoffzelle übrigens bereits fast lautlos.

Foto: Skarics

Während dem Verbrennungsmotor noch mehrere Jahrzehnte Zukunft vorausgesagt werden und das Elektroauto an die Tür klopft (es ist halt noch zu teuer und zum Thema Reichweite kommt auch keine Euphorie auf), wird andernorts längst am nächsten Technologieschub gearbeitet, und zwar mit mehr Nachdruck als man gemeinhin vermuten würde: Das Stichwort lautet Wasserstoff, das bevorzugte Antriebsaggregat in diesem Konnex heißt Brennstoffzelle.

Am wenigsten hätten wir eine massive Initiative in dieser Richtung von den Koreanern erwartet, immerhin hat man vor kurzem noch darum gekämpft, wenigstens bei den herkömmlichen Autos den technologischen Anschluss an Europa zu schaffen. Doch so schnell dreht sich die Welt. In elektrischen und elektronischen Dingen ist Korea längst vorn dabei (Samsung etc.). Das erklärt natürlich auch, wie souverän man mit dem Thema Brennstoffzelle umgeht. Denn: Das Brennstoffzellenauto ist im Wesentlichen ein Elektroauto. Die Brennstoffzelle funktioniert ja wie eine Batterie, nur dass sie nicht mit Strom aufgeladen, sondern mit einer frischen Flüssigkeit befüllt wird, im Anwendungsfall Automobil vorzugsweise mit Wasserstoff.

So durften wir kürzlich einen Kia Borrego FCEV durch eine Industriezone in Frankfurt lenken. Dass es sich dabei um die US-Version eines SUVs handelte, tut nichts zur Sache. Das Fahrgefühl entsprach ganz einem E-Auto. Im Gegensatz zu früheren Erlebnissen arbeitete hier die Brennstoffzelle praktisch lautlos, ohne hörbares Kompressorgeräusch. Die Dynamik erfüllt alle Erwartungen, der Komfort ist tadellos, es dominieren Roll- und Windgeräusche durch Wegfall des benzinmotorischen Verbrennungsgeräuschs.

Ein direkter Vergleich muss also eher mit dem Elektroauto gezogen werden. Hier hat die Brennstoffzelle den Vorteil einer größeren Reichweite. Als grobe Richtwerte könnte man sagen: Bei normalen Drucktanks mit 350 bar ergibt sich eine etwa doppelte Reichweite (200 km), mit speziellen Drucktanks (700 bar) kommt man sogar an Reichweiten benzinbetriebener Autos heran.

Das ist auch der springende Punkt, warum auf Wasserstoff so viele Hoffnungen ruhen: Er ist das einzige nicht kohlenwasserstoffhältige Medium, das als Energieträger den Erdölprodukten nahekommt. Übrigens: Bei einer avisierten Stückzahl von 10.000 könnte Kia dieses Fahrzeug ab 2015 um 50.000 Euro anbieten, ohne Steuern, versteht sich. (Rudolf Skarics/DER STANDARD/Automobil/04.06.2010)