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Spärliche Ernte: Pilze und Bakterien setzen dem Kürbis zu

Foto: APA/Karl-Josef Hildenbrand

Graz - Der Preis von steirischem Kernöl ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen und liegt heute bereits über jenem von Whisky. "Das geht auf Krankheitserreger zurück, die sich im Zuge der Umweltveränderungen in den traditionellen Kürbisanbau-Regionen der Steiermark ausgebreitet haben", sagt Gabriele Berg, Leiterin des Instituts für Umweltbiotechnologie der TU Graz. Berg organisiert die Tagung "Klimawandel - Herausforderung oder Gefahr für Biokontrolle?", die diese Woche stattfindet.

Welchen Einfluss der Klimawandel auf landwirtschaftliche Schädlinge genau hat, kann Berg nicht sagen. "Sicher ist, dass bestimmte Pilz- und Bakterienschädlinge ihr Areal vergrößert haben, da sich die Umwelt ändert. Dazu gehören Klimafaktoren wie Temperatur, Luftfeuchte, Stürme, Gewitter und Hagel, jedoch auch neue landwirtschaftliche Praktiken etwa im Anbau oder im Saatgut-Austausch", sagt die Forscherin. In einer kaum vorhersagbaren Dynamik würden in Folge ständig Pathogene kommen und gehen.

Kernöl in Bedrängnis

Ein in der Grazer Region prominentes Opfer neuer Erreger ist der steirische Ölkürbis, aus dem das Kernöl gewonnen wird. Eine Kombination aus mehreren Bakterienarten, die vom Didymella-Pilz ins Innere der Kürbisse transportiert werden, hat in jüngster Vergangenheit in einigen Regionen für Ernteausfälle um bis zu 80 Prozent gesorgt. "Sehen erkrankte Kürbisse von weitem auch gesund aus, fallen sie auseinander, sobald man sie anstößt, und geben den Blick auf ein durch und durch gegorenes Innere frei. Die ganze Frucht ist damit nicht mehr beerntbar", berichtet Berg.

Der Erreger ist ein Fall für biologische Pflanzenschutzmittel. Derzeit läuft in Graz ein Forschungsprojekt, das die Wirkung von Mikroorganismen aus der Kürbispflanze selbst untersucht. "Es gelang uns, einen natürlichen Gegenspieler aus der weiblichen Blüte bestimmter Kürbisarten zu isolieren und vermehren. Dieser bekämpft den Erreger", berichtet die Umweltbiotechnologin. Während derzeit noch Feldversuche laufen, so rechnet die Forscherin damit, dass in wenigen Jahren ein Produkt entwickelt ist, das in der Landwirtschaft eingesetzt werden kann.

Sicherung der Ernährung durch Biotechnik

Bei der Tagung in Graz sind Partner aus Wissenschaft und Industrie aus allen Kontinenten vertreten. "Besonders zur Sicherung der Ernährung in Entwicklungsländern hat der Forschungszweig Biokontrolle hohe Bedeutung. Denn liegt bei uns das Problem bei den Kürbissen, so sind es anderswo Erdbeeren, Bananen oder Oliven", sagt Berg. Weiterentwicklung gebe es nur durch Austausch, voneinander Lernen und technische Umsetzung. "Bisher gibt es viele hervorragende biologische Studien, die jedoch wegen fehlender technologischer Umsetzung nie verwertet wurden. Ohne Zusammenarbeit mit der Industrie geht es nicht."(pte)