London - Der nordirische Protestantenführer und ehemalige Regierungschef David Trimble will die angebliche Beteiligung britischer Sicherheitskräfte an politischen Morden in Nordirland in den 80er Jahren durch eine parlamentarische Untersuchung aufklären. Eine strafrechtliche Untersuchung der Vorwürfe sei jedoch "das Letzte, was wir brauchen", sagte der Chef der protestantischen Ulster Unionist Party (UUP) am Karfreitag im britischen Radio BBC.

Verdacht gegen Polizisten öffentlich untermauert

Am Vortag waren Auszüge aus einem brisanten Polizeibericht veröffentlicht worden, der erstmals belegte, dass britische Anti-Terroreinheiten und Mitarbeiter des militärischen Geheimdienstes mit ihren Spitzeln in nordirischen Protestantenkreise "gemeinsame Sache" machten und die Ermordung katholischer Republikaner unterstützten.

Er habe "hinreichend Beweise" dafür gesammelt, dass die Morde zumindest an zwei Katholiken vermeidbar gewesen seien und die Täter schnell hätten gefasst werden können, hatte der britische Polizeichef John Stevens am Donnerstag gesagt. Er folgere daraus, dass britische Sicherheitskräfte in diesen beiden Mordfällen "gemeinsame Sache" mit bewaffneten Kämpfern der nordirischen Protestanten-Gruppen machten. "Unschuldige wurden getötet und weitere schwer verletzt", sagte Stevens, der den Bericht nach 14-jährigen Ermittlungen geschrieben hatte. Dass Agenten des britischen Militärgeheimdienstes in Morde an Katholiken verwickelt gewesen seien, "deutet darauf hin, dass die Sicherheitskräfte ihre Zustimmung gaben". Es war das erste Mal, dass der seit langem gehegte Verdacht gegen britische Polizisten und Soldaten öffentlich untermauert wurde.

Vereinigung Irlands gefordert

Am Karfreitag jährte sich das bis heute nicht vollständig umgesetzte Friedensabkommen für die britische Unruheprovinz zum fünften Mal. Die katholischen Republikaner in Nordirland fordern die Vereinigung mit der Republik Irland, während die protestantischen Unionisten für den Verbleib bei Großbritannien sind. London hatte die nordirische Regionalregierung im vergangenen Oktober wegen Streits zwischen Protestanten und Katholiken außer Kraft gesetzt und damit zum vierten Mal seit dem Friedensabkommen wieder die Direktverwaltung über die Provinz übernommen.(APA/AFP)