Satellit 'Integral' der europäischen Weltraumorganisation ESA zur Beobachtung von Gamma-Strahlen.

Foto: ESA

Graz - Bei der Entwicklung des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo habe es lange eine "Havarie in der europäischen Maschinerie" gegeben, nun heißt es "volle Kraft voraus". So umschrieb Richard Smith, Präsident des Royal Institute of Navigation in Großbritannien, den Projektstand von Galileo anlässlich der Eröffnung des Navigationskongresses GNSS in Graz.

Nachdem Deutschland und Italien nach langen Differenzen eine Übereinkunft über die Projekt-Führung erzielt haben, stehe für voraussichtlich Freitag ein Beschluss des ESA-Council bevor, sagte Hans-Hermann Fromm, Leiter der ESA-Satellitennavigationsabteilung, im Gespräch mit der APA.

Unabhängiges GPS-System

Im Jahr 2005 sollten die ersten Satelliten für das europäische Gemeinschaftsprojekt von ESA (European Space Agency) und EU starten und dafür sorgen, dass Europa ein vom amerikanische GPS-System unabhängiges globales Navigationsinstrument in die Hand bekommt.

Der Konsens zwischen Deutschland und Italien Ende März beim Streit um den industriellen Führungsanspruch bei Galileo sei zwar eine Einigung zwischen zwei von insgesamt fünf zehn Mitgliedern der ESA. "Wenn zwei sich einigen, dann reicht das aber noch nicht", so Fromm. Er verwies darauf, dass der deutsch-italienische Vorschlag auch von den anderen Mitgliedstaaten akzeptiert werden müsse.

Deutschland übernimmt Hauptteil

Laut einer Mitteilung des deutschen Verkehrsministers Manfred Stolpe zu Monatsbeginn werde Deutschland den Hauptanteil am Gesamtprojekt von 21 Prozent übernehmen und der Hauptsitz des zu gründenden Konsortium "Galileo Industries" in Deutschland sein. Außerdem habe die deutsche Industrie das Vorschlagsrecht für den Chef des Industriekonsortiums und übernehme die industrielle Führung des Raumsegments.

Das EU-Satellitennavigationsprojekt wird mit jeweils fünfhundert Millionen Euro von der ESA und der Europäischen Kommission finanziert. Österreich beteiligt sich laut Ingolf Schädler vom Ministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) mit 2,5 Prozent am EU-Beitrag. Der wissenschaftliche Input werde hauptsächlich auf der Hardware-Seite liegen, so Schädler.

ARTIST

Auf österreichischer Ebene hat das BMVIT ein Programm ins Leben gerufen, um Galileo für die Industrie und Forschung nutzbar zu machen: Das Programm ARTIST (Austrian Radionavigation Technology and Integrated Satnav services and products Testbed) ist auf mehrere Jahre ausgelegt.

Im Rahmen der Tagung werden die ersten Projekte aus der ersten Ausschreibungsrunde für den Anwenderbereich Verkehr und Landwirtschaft vorgestellt. Insgesamt stehen für die elf bewilligten Projekte zwei Millionen Euro an Fördermitteln zur Verfügung. Mehr als zweieinhalb Mal so viele Projekte seien eingereicht worden, so Schädler. (APA)