Wien - Viele Erzählungen von Banden, Schmugglern und Dieben in Algerien hat Thomas Linner heuer im Februar gehört.

Der 41-jährige Wiener war mit drei Freunden auf Motorrädern in der Wüste unterwegs. Wegen zahlreicher Warnungen hatten sich die Vier schon bei der Planung für das auf tunesischer Seite als gefahrlos geltende "südliche Sperrgebiet" im Dreiländereck Tunesien, Libyen und Algerien entschieden, erzählte er im Gespräch mit der APA. Auf den Spuren der Dakar-Rallye blieben die Abenteurer immer "auf der sicheren Seite" in Tunesien, Schilderungen von jenseits der Grenze gab es aber genug.

Polizisten waren ausgesprochen freundlich

"Vor allem die Polizisten waren ausgesprochen freundlich", so Linner. Kaum hatte das Quartett eine Oase in Tunesien als Standort für weitere Touren auserkoren, kamen schon die Ordnungshüter. Sie nahmen die Daten der Reisenden auf und baten sie, Bescheid zu geben, wenn die Gruppe mehrere Tage unterwegs sein will. Warnungen über Gefahren jenseits der Grenze in Algerien gab es aber nicht.

Reisender wurde in der Wüste ausgesetzt

Ein deutscher "Wüstenfuchs" mit jahrelanger Nordafrika-Erfahrung übernahm die Warnungen. Er berichtete, wie er vor einigen Jahren seinen Geländewagen als "Gastgeschenk" zurücklassen musste. Banditen hatten das Fahrzeug mitten in der Wüste mit allem Hab und Gut an sich genommen und den Reisenden einfach ausgesetzt. Andere Touristen fanden den Mann noch rechtzeitig.

Gefahren durch Schmuggler

Auch im tunesischen Grenzgebiet warnten andere Urlauber die Biker vor Gefahren vor allem durch Schmuggler. Libyscher Diesel etwa kostet laut Linner nur einen Bruchteil dessen, was in Tunesien gezahlt werden muss. Wirklich gesehen haben die vier Abenteurer aber weder Schmuggler noch Banditen. "Zum Glück", wie Linner ehrlich zugibt. Denn mitten in der Wüste wären die Biker bewaffneten Banden schutzlos ausgeliefert gewesen.

Sand verwischt alle Spuren

Auch ohne die nötige Technik wäre man in diesem Teil der Erde hilflos. Linner: "Ohne GPS ist man aufgeschmissen." Kompass und Karten erwiesen sich als eher untaugliche Notmittel. Das Biker-Kleeblatt versuchte den Spuren der Dakar-Rallye zu folgen. Die ersten Kilometer ging es fast "blind", weil die Spuren rund einen Kilometer breit und deutlich erkennbar waren. Doch plötzlich war kein Hinweis mehr zu sehen, dass wenige Wochen vorher hunderte Fahrzeuge unterwegs gewesen waren. Der Sand hatte alle Spuren verwischt.

KEine Orientierung ohne technische Hilfsmittel

Eine Orientierung ohne technische Hilfsmittel ist fast nicht möglich, erklärte Linner. Die endlose Weite und die hügelige Landschaft bieten keinen Anhaltspunkt, nach dem man sich richten könnte. So kamen die Abenteurer auch einmal der algerischen Grenze gefährlich nahe. Hilfsbereite Soldaten brachten sie aber rasch wieder ins sichere Tunesien. (APA)