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Frauen kennen in Österreich vor allem die Schattenseiten des Pensionssystems: Ihre Pension liegt bei durchschnittlichen 678 Euro.

Foto: APA/GINDL

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Grafik: Standard

In fast allen EU-Staaten wird am Pensionssystem herumreformiert. Ein Grund dafür ist ein Beschluss am EU-Gipfel in Barcelona: Demnach soll das tatsächliche Pensionsalter bis 2010 um fünf Jahre steigen. Ist doch in vielen EU-Ländern das gesetzliche Pensionsalter nur am Papier die Eintrittsgrenze in den Ruhestand.

In Österreich liegt das gesetzliche Pensionsalter für Männer bei 65, für Frauen bei 60 - für Beamte bei 61,5 Jahren. Nur wenige arbeiten sich daran heran: Durchschnittlich gehen Beamte mit 58,8 in Pension, Männer mit 58,7, Frauen mit 57,3 Jahren - der Unterschied von fünf Jahren beim Männer- und Frauenpensionsalter existiert nur auf dem Gesetzespapier. 2033 fällt er auch dort.

Das ändert wenig daran, dass das Pensionsantrittsalter zu niedrig ist: Von den 55- bis 59-Jährigen arbeiten 40 Prozent, von den über 60-Jährigen elf Prozent - damit liegt Österreich weit unter dem EU-Durchschnitt (siehe Grafik). Und ist weit vom EU-Ziel entfernt, dass die Hälfte der 55-bis 64-Jährigen arbeiten soll.

Das liegt auch daran, dass das Pensionssystem für Arbeitsmarktpolitik missbraucht wurde: (Staatsnahe) Firmen schickten Ältere reihenweise in Frühpension, Arbeitgeber Staat machte bei Beamten keine Ausnahme. Das bescherte Österreich niedrige (Jugend-)Arbeitslosigkeit - dafür viele Frühpensionisten. Seit der Erhöhung des Frühpensionsalters (auf 56,5 Frauen, 61,5 Männer) mit der Pensionsreform 2000 steigt die Arbeitslosigkeit Älterer und Junger.

Eine Besonderheit des heimischen Pensionssystems sind die großen Unterschiede zwischen ASVG-Versicherten und Beamten: Die durchschnittliche ASVG-Pension liegt bei 927 Euro, die für Beamte bei 2525 Euro. Dennoch werden bei der jetzt geplanten Pensionsreform Beamte geschont - obwohl der Bund ihre Pensionen viel kräftiger subventioniert als die der ASVG-Versicherten. Der Zuschuss für ASVG-Pensionen sinkt (in Prozent des Bruttoinlandsprodukts BIP), der für Beamte steigt. Insgesamt gibt Österreich rund 15 Prozent des BIP für Pensionen aus - und liegt damit an der EU-Spitze.(Eva Linsinger/DER STANDARD, Printausgabe, 18.4.2003)