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Zwei inhaftierte Jugendliche mussten in der Justizanstalt Josefstadt vorübergehend strafweise in Isolation übersiedeln. In den Trakt für gewalttätige Erwachsene, wo die Zellen keine Fenster haben und es als Möbel nur Pritschen gibt.

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Wien - Fünf bis sechs Quadratmeter groß seien die "Korrekturzellen" - und an beiden Längsseiten vergittert, schildert die Jugendrichterin Beate Matschnig. Kein Fenster, kein Tisch, kein Sessel. Nur "eine Pritsche" und, für die Notdurft, ein durch einen Vorhang vom Rest des Raumes abgetrenntes "Loch im Boden".

Hier, im "Absonderungstrakt" für bis zu 15 gewalttätige erwachsene Häftlinge, habe sie kürzlich zwei Jugendliche vorgefunden, erzählt die Juristin - sie ist in der Wiener Justizanstalt Josefstadt für die Haftbedingungen von 14- bis 21-Jährigen zuständig. Zuerst, vor einigen Wochen, einen 15- jährigen Österreicher, der wegen Raubüberfallverdachts einsaß: "Er hatte in U-Haft einen Zellengenossen verprügelt" und war deshalb isoliert worden.

Dann, vor zweieinhalb Wochen, einen 17-Jährigen Afrikaner, der wegen Drogenverdachts inhaftiert war: "Er hatte aus ungeklärten Gründen zwei Justizwachebeamte angegriffen und verletzt." "Schwer depressiv", ja "kaum ansprechbar" seien die beiden Burschen gewesen: Die "Absonderung" in der Erwachsenenabteilung sei eben "kein Platz für junge Menschen".

Der Jugendpsychiater Max Friedrich teilt diese Ansicht. Jugendliche und Erwachsene würden im Straflandesgericht strikt getrennt, habe Justizminister Dieter Böhmdorfer (FPÖ) vor der Übersiedlung des Wiener Jugendgerichtshofes betont - "und jetzt das".

Zwar habe Justizanstaltsdirektor Peter Prechtl beide Jugendliche nach Rücksprache mit dem Justizministerium rasch aus den Isolationszellen geholt. Doch: "Als Jugendpsychiater bin ich fassungslos, dass so etwas möglich ist." Die Burschen hätten in der häfeninternen Einzelhaft "zumindest Sprechkontakt" mit erwachsenen Gewalttätern gehabt. Dem widerspricht Sektionschef Michael Neider aus dem Justizministerium. Und betont stattdessen, dass "die vo^rü^bergehende Anhaltung in Einzelhaft zur Routine in allen Gefängnissen gehört". Die Strafe werde "nur in krassen Fällen" angewandt. Außerdem "sind wir dabei, für solche Zwecke einen eigenen Haftraum für Jugendliche zu planen".

Doch auch die regulären U-Haft-Bedingungen für Jugendliche in der Josefstadt derzeit seien "entsetzlich", betont an dieser Stelle Richterin Matschnig: 20 Stunden täglich in Mehrpersonenzellen, kein Sportplatz, sondern nur ein kleiner Hof, um Bewegung zu machen: "Dass es da zu Aggressionen kommt, ist verständlich." (Irene Brickner/DER STANDARD, Printausgabe, 17.4.2003)