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Abu Abbas, Kopf der Palästinensischen Befreiungsfront und mutmaßlicher Anführer der Entführung der "Achille Lauro", wurde im Irak festgenommen.

Foto: REUTERS/File/Ahmad Jadallah

Washington/Bagdad - Abu Abbas, Anführer der Palästinensischen Befreiungsfront (PLF) und mutmaßlicher Drahtzieher der von palästinensischen Extremisten verübten Entführung des italienischen Kreuzfahrtschiffes "Achille Lauro" im Jahr 1985, ist im Irak festgenommen worden. Das meldete der US-Fernsehsender CNN in der Nacht zum Mittwoch unter Berufung auf Regierungskreise in Washington.

Abbas, der CNN zufolge vergeblich versucht habe, sich nach Syrien abzusetzen, sei schon am Montagabend (Ortszeit) während einer Razzia in einem Außenbezirk von Bagdad festgenommen worden. Auch einige seiner Vertrauten seien in Bagdad gefasst worden, hieß es weiter. Die Spezialtruppen hätten außerdem Waffen und Dokumente beschlagnahmt. Das amerikanische Außenministerium hat bereits in der Vergangenheit erklärt, das irakische Regime habe die PLF unterstützt.

Ausbildungsstätte

CNN berichtete auch, Abu Abbas habe unter dem Schutz des mittlerweile gestürzten Machthabers Saddam Hussein bis zu 17 Jahre lang in der irakischen Hauptstadt gelebt.

Erst vor einer Woche hatte ein US-Militärsprecher bekannt gegeben, dass US-Soldaten im Osten Bagdads eine Waffenfabrik entdeckt hätten, in der auch PLF-Kämpfer ausgebildet worden seien. Auch Fotos von Saddam Hussein und von Abbas sowie Fahnen der palästinensischen Organisation seien entdeckt worden.

US-Militär bestätigt Festnahme von PLF-Anführer Abu Abbas

Das US-Zentralkommando hat die Festnahme Abu Abbas in Bagdad bestätigt. US-Eliteeinheiten hätten den "Terroristen Mohammed Abbas, auch bekannt als Abu Abbas", im Süden der irakischen Hauptstadt gefasst, erklärte das Zentralkommando. Seine Festnahme beseitige "einen Teil des von Irak unterstützten Terrornetzwerkes und stellt einen weiteren Sieg im weltweiten Kampf gegen den Terrorismus dar", erklärte das US-Zentralkommando. Ein Regierungsbeamter in Washington sagte, die Soldaten hätten zudem drei Gebäude durchsucht und jemenitische und jordanische Reisedokumente beschlagnahmt.

In den USA keine Immunität

Abu Abbas genießt in den USA nach deren Angaben keine Immunität durch einen israelisch-palästinensischen Vertrag. Ein 1995 zwischen Israel und den Palästinensern abgeschlossenes Abkommen sieht nach palästinensischen Angaben vor, dass Mitglieder der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) nicht für Taten zur Rechenschaft gezogen werden können, die vor dem Osloer Friedensabkommen 1993 begangen wurden. Dies gelte nur zwischen Israel und der Palästinenser-Regierung, sagte ein Vertreter des US-Außenministeriums am Mittwoch. "Er (der Vertrag) betrifft nicht den rechtlichen Status von Personen, die in einem Drittland festgehalten werden."

Vor der ägyptischen Küste entführt

Die Achille Lauro war im Oktober 1985 vor der ägyptischen Küste entführt worden. Der amerikanische Passagier Leon Klinghoffer, ein gebürtiger Österreicher, wurde während der Entführung wegen seiner jüdischen Herkunft ermordet. Der 69-jährige Rollstuhlfahrer wurde erschossen und über Bord geworfen.

Die Entführer ergaben sich schließlich den ägyptischen Behörden, die sie nach Tunesien ausreisen ließen. US-Kampfflugzeuge fingen das Flugzeug mit den PLF-Mitgliedern jedoch ab und zwangen es zur Landung in Sizilien. Die italienischen Behörden erklärten aber, es gebe nicht genug Beweise, um Abbas festzuhalten. Er floh daraufhin in den Irak. Später verurteilte ein italienisches Gericht Abbas in Abwesenheit zu einer lebenslangen Haftstrafe.(APA/Reuters/dpa/AP)