Wien - Während die Strombosse von Verbund und EnergieAllianz darüber nachdenken, wie sie den EU-Wettbewerbshütern doch noch die Zustimmung zur österreichischen Stromlösung abringen könnten, ist man in den Etagen darunter mit dem Entkräften anderer Vorhaltungen beschäftigt. Am Dienstag war es die Verbund-Tochter Austrian Power Grid (APG), die sich gegen Angriffe der Kärntner Kelag zur Wehr setzte.

Im STANDARD hatte Kelag-Chef Hermann Egger freien Zugang zu den Wasserkraftkapazitäten und zum grenzüberschreitenden Hochspannungsnetz gefordert. "Es kann nicht sein, dass ich bei einem Tagesgeschäft ständig ansuchen und auf Bestätigung warten muss, ob ich durchleiten kann. Dann ist das Geschäft weg", hatte Egger moniert.

"Stimmt gar nicht", sagt Heinz Kaupa, Vorstand der Netzgesellschaft APG, "der Zugang ist für alle gleich. Verbund und EVN müssen genauso ihre Programme einen Tag im Voraus bekannt geben wie die Kelag, die nicht an der geplanten Stromlösung teilnehmen will. Das ist in den sonstigen Marktbedingungen geregelt, zu deren Ausarbeitung auch die Kelag eingeladen war." Ausgenommen seien nur "Altverträge" aus der Zeit vor Inkrafttreten des Stromgesetzes Elwog. Diese würden spätestens 2007 auslaufen. Sollte sich jemand ungerecht behandelt fühlen, könne er zum Regulator gehen.

Kritik an Stromlösung Während Egger "prinzipiell nichts gegen die Stromlösung hat, sofern es für Außenstehende faire Bedingungen gibt", hat sich am Dienstag der Linzer Ökonom Friedrich Schneider kritisch zur geplanten Fusion von Verbund und EnergieAllianz aus Wien Energie, EVN, Linz AG, Bewag und Energie AG Oberösterreich geäußert. Wegen ihrer dominierenden Stellung bei Stromerzeugung und -vertrieb, die de facto auf ein Monopol hinauslaufen würde, sollten der auch "Ösl" genannten Austro-Stromehe strenge Fesseln angelegt werden, sagte Schneider der APA. Dabei gehe es primär um den Zugang zu Erzeugungskapazitäten und den grenzüberschreitenden Übertragungsnetzen.

Ob die "Ösl" zustande kommt, entscheidet sich Mitte Juni in Brüssel. (Günther Strobl, DER STANDARD, Printausgabe 16.4.2003)